Siebenbürgen und Moldau

Wir hechten durch Landschaften und Orte
Keine Zeit für lange Worte
Mit der Nase gen Osten
Können wir kaum rasten

     

Brasov: Die Schwarze Kirche bei Nacht, ein nettes Design und Romavertreibung auf dem Marktplatz.

     

Brasov: Wir auf dem Marktplatz und deutsche Überbleibsel vor der Schwarzen Kirche.

    

Brasov: Boba Fett in einem Einkaufszentrum und eine recyclete Recycling-Tonne.

     

Kirchenburg der Siebenbürger Sachsen in Honigberg.

     

Staubige Straßen in der Moldau, ein Roadkill, „Wer kennt noch den Manager von Boris Becker und weiß was er jetzt macht?“ und ein Sonnenuntergang mit Gin und Tonic.

Das war… Rumänien.

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Besteigung des Botev (2.376 m) im Nationalpark Zentralbalkan, Bulgarien

Noch eine Stunde, 45 Minuten und 30 Sekunden bis zum Gipfel des höchsten Berges des Balkan-Gebirges. Ich bin sicher, wir hätten exakt so lang gebraucht, wenn uns nicht ein dickes Gewitter mit murmelgroßen Hagelkörnern dazwischen gekommen wäre.

Den Bericht über unsere zweitägige Botev-Besteigung vor zwei Wochen mit GPS-Track zum Download findet ihr dieses Mal auf der Seite des Wanderforums eGoTrek. Wenn ihr hier klickt, kommt ihr direkt zu dem Bericht. Infos zum Nationalpark Zentralbalkan gibt es hier (solltet ihr gleich nach den Ost-Rhodopen besuchen!).

       

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Traggelenk reloaded (Variante eingedrückte Wagenheberaufnahme)

Ohne Worte…

     

     

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Romania revisited

Dies ist das sechste Mal, dass ich dieses Land bereise. Zuletzt war ich 2003 in Rumänien. Seit meinem ersten Besuch 1994 hatte sich bis 2003 spürbar etwas verändert: Giftige Industrieanlagen wurden abgestellt, die Transitstrecken wurden erneuert, streunende Hunderudel in den Städten wurden entfernt. Doch in den letzten neun Jahren ist die positive Entwicklung offenbar stehengeblieben. Die Nebenstaßen sind noch immer Stoßdämpferteststrecken mit tiefen Schlaglöchern. Uns reißen ständig die Spanngurte am Motorrad. Sämtliche Bahnübergänge sind noch immer nicht erneuert, so dass man diese selbst auf vierspurigen Schnellstraßen im 1. Gang überqueren muss. Die Anzahl der Pferdewagen auf der Straße ist konstant geblieben. Äcker werden in vielen Teilen des Landes noch mit der Hand oder mit dem Vieh bestellt. Selbst in reichen Städten wie Brasov trifft man noch auf bettelnde Straßenkinder und Rentner.

Die Armut der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft trifft mich tief, insbesondere wenn die einzige von außen sichtbare Veränderung in den letzten neun Jahren die wachsende Anzahl der Luxusschlitten auf den Straßen und die Ausbreitung von deutschen Supermarkt- und Baumarktketten zu sein scheint. Seit der Wende sind nunmehr 23 Jahre vergangen und seit dem EU-Beitritt mehr als fünf Jahre. Selbst in Albanien war die Armut der unteren Gesellschaftsschicht nicht so sichtbar wie in Rumänien. Was ist denn bloß los mit diesem Land? Kennen die Rumänen den Fahrstuhleffekt nicht?

Vielleicht liegt es daran, dass sich durch die Bevölkerung mehrere Risse ziehen, die sich nicht einfach mit Demokratie, Marktwirtschaft und ein paar EU-Förderungen kitten lassen. Da ist zunächst der bereits historische Gegensatz der Land- und Stadtbevölkerung. Mit einem Beitrag von 16 % zum Bruttosozialprodukt ist Rumänien im Vergleich zu Deutschland (0,9 %) noch ein Agrarland. Die Städter identifizieren sich jedoch nicht mit der hautpsächlich in Subsistenzwirtschaft dahindümpelnden Landbevölkerung, sondern empfinden diese als Klotz am Bein bei der Entwicklung des Landes. Doch ein Bauer, der ein kleines Haus, einen Pferdewagen, zwei Kühe und ein paar Hühner sein Eigen nennt, hat keine Ahnung, wie man ein EU-Projekt beantragt. Und so werden die Pferdewagen noch lange zum Straßenbild des Landes gehören.

Einen weiteren Riss kann man im Umgang der Rumänen mit ethnischen Minderheiten und dessen mangelnder Aufarbeitung sehen. Vor dem zweiten Weltkrieg lag der Anteil der jüdischen Bevölkerung noch bei 4,5 %. Doch Rumänien als faschistisches Land in den 30er und 40er Jahren des 20. Jhdts. und als Verbündeter Nazideutschlands bis zum Schwenk zu den Alliierten 1944 hat die Vernichtung von knapp 300.000 Juden in zum Teil grausigen Pogromen zu verantworten. Wer weiß eigentlich in Europa vom rumänischen Holocaust? Die Aufarbeitung in Rumänien selbst ist schleppend und widersprüchlich, was nicht zuletzt an Beteiligungen von rechten Parteien an Regierungskoalitionen nach der Wende 1989 liegt.

Der problematische Umgang mit Minderheiten zieht sich fort in der systematischen Vertreibung der Siebenbürger Sachsen nach dem 2. Weltkrieg und der Situation der ungarischen Minderheit und der Roma in der heutigen Zeit. Derartige Wunden in der eigenen Geschichte und Gesellschaftsstruktur heilen nicht durch Wegkucken und wirtschaftlichen Aufstieg einer elitären Klasse. Wenn es Rumänien nicht gelingt, seine ethnisch begründeten Grenzen aufzuweichen, bleibt auch in einem Land, das mit 781 Euro Durchschnittseinkommen doppelt so „reich“ ist wie Bulgarien (316 Euro), die Armut der unteren Bevölkerungsschicht noch lange sichtbar.

     

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Paradies Ost-Rhodopen

Die Ost-Rhodopen gehören definitiv zu den schönsten Flecken Erde, die ich je besucht habe. Nach einem halben Jahr der Reise hat mich dieser Zufallstreffer – etwa 40 Kilometer hinter der Bulgarisch-Türkischen Grenze bei Edirne – einfach nur umgehauen. Was für ein Naturparadies! Egal was ihr euch für diesen Sommer vorgenommen habt: Stornieren! Ab nach Bulgarien. Ab in die Rhodopen. Zum Wandern, Klettern, Reiten, Schwimmen, Ausspannen.

Es wundert mich nicht, dass das Reisemagazin „National Geographic Traveler“ die Rhodopen neben den Schweizer Alpen und dem Kaukasus zu den zehn schönsten Reisedestinationen Europas gekürt hat. Und in meinen persönlichen „Top-Ten der schönsten Reiseziele“ rutscht – schweren Herzens – der Nationalpark Eifel hinter die Ost-Rhodopen auf Platz 2. Tut mir leid.

Ost-Rhodopen waren für mich: Frühstücken mit Störchen, kaltes klares Wasser, Auenlandschaft, wilde Flüsse, kalte Höhlen, Einsamkeit, duftende Wiesen, Gewitter am Nachmittag, Schafsherden, Fischreiher, Abendessen mit Störchen, Froschkonzerte, Heulen der Wölfe, sanfte Hügellandschaft, Buchenwälder bis zum Horizont, Sonne, bezaubernde Sonnenuntergänge, Frühnebel, Schwäne im Liebesspiel, entspannte Menschen…

Dieses Foto zeigt Niki und Viki. Mit ihrem Vater sind sie für einen Tag aus Harmanli angereist. Warum ihr sensationeller Trabbi ein deutsches Nummernschild hat, bleibt ein Geheimnis.

Unsere schönsten Fotos der Ost-Rhodopen hat Karsten in seinem Artikel Boah, Bulgaristan bereits veröffentlicht.

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Geländeprüfung LT 28

Am Abend des 15. Mai fanden wir einen schicken Standplatz an einer unbefestigten Straße, die wir ca. zwei Kilometer befahren hatten. Am nächsten Morgen sind wir der unbefestigten Straße einfach gefolgt, ohne zu wissen, dass diese noch weitere 12 km in einem gerade noch befahrbaren Zustand verbleiben und auf 1.300 Höhenmeter ansteigen würde. Mit unserem Motorradanhänger wäre Wenden auch fast nirgends möglich gewesen. Für die Strecke haben wir über eine Stunde benötigt, da wir fast ausschließlich im ersten Gang gefahren sind. Mehrfach haben die Räder leicht durchgedreht. Die Anhängerkupplung setzte einige Male auf.

Unser Standplatz befand sich hier: 43.135439,23.384426. Die Straße führte ostwärts weiter. Die Gegend ist übrigens ein Eldorado für Offroad-Fahrer. Links und rechts der Straße waren Fahrspuren ins steile Gelände, das nur mit Allradfahrzeugen befahrbar gewesen wäre, sichtbar.

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Das unterschätzte Reiseland

Diese Lanze breche ich für Bulgarien. Bisher hatte ich kein Bild von diesem Land. Müsste ich meine Eindrücke zusammenfassen, würde ich es so beschreiben: grün, günstig, gelassen.

Berge, weite Wälder und Wiesen
Obwohl das Land im europäischen Vergleich eher klein ausfällt, hat es wegen seiner geringen Bevölkerungsdichte enorm viel Landschaft zu bieten. Auen, Bäche, Berge und Trolle: Das alles gibt es hier im Überfluss.

     

     

Viel Grün bedeutet aber auch viel Regen. Da wir Bulgarien im regenreichsten Monat Mai bereisten, haben wir dies zu spüren bekommen. Fast jeden zweiten Tag erlebten wir Gewitter – in den Bergen auch mit starken Hagelfällen. Doch dazwischen schien immer wieder die Sonne durch.

     

Ehemaliges Ostblockland in langsamer Aufholjagd
Gefühlt ist Bulgarien auf dem Stand wie Rumänien vor 10 Jahren. Die Fernstraßen sind in gutem Zustand, aber Nebenstrecken entpuppen sich als Stoßdämpfertest. Gute Reflexe sind hier gefragt, um Schlaglöcher mit Achsbruchpotenzial rechtzeitig zu erkennen. Hin und wieder tauchen Industrieruinen am Wegesrand auf. Der ehemalige Ostblock ist überall noch zu spüren.

   

Der Vorteil liegt jedoch in sehr günstigen Preisen für Reisende. Die Lebensmittel sind in Supermarktketten wie Penny und Kaufland, die hier stark vertreten sind, nur halb so teuer wie in Deutschland. Kauft man auf Wochenmärkten ein, dann wird verständlich, wie die Bulgaren mit einem Durchschnittseinkommen von 316 Euro überleben können. Benzin und Diesel kosten umgerechnet jeweils 1,30 Euro der Liter und Autogas 0,65 Euro. In einem Praktiker-Markt in Plovdiv erstand ich einen  80-Watt-Lötkolben, mit dem ich einen kleinen Riss in unserem Kühler flickte, für 6 Euro.

Gelassenheit hat Vorrang
Eine niedrige Bevölkerungsdichte hat gelassene Menschen zur Folge. Das gilt auch für Bulgarien. Selbst in den Städten sind die Menschen eher zurückhaltend, freundlich und entspannt. Übrigens ist Plovdiv ein kleiner Tipp. Hier wird die Stadtgeschichte von der Antike bis in die Neuzeit in mehreren Etagen dargestellt.

     

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Boah, Bulgaristan

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das Land, dem wir am wenigsten Interesse gewidmet hatten, sich so wundervoll präsentiert. Bulgaristan nennen es die Türken. Das Land mit dem niedrigsten monatlichen Durchschnittseinkommen der EU (316 Euro), nennt es unser Reiseführer. Wir nennen es das Land mit dem wohl bisher schönsten Standplatz auf unserer Reise und überaus netten und gelassenen Menschen.

Doch der Reihe nach. Nachdem wir etwas genauer die Route über die alte Heerstraße von Georgien nach Russland studiert hatten, mussten wir feststellen, dass sie durch Nordossetien und wahlweise Inguschetien oder Kabardino-Balkarien führt. Diese russischen Teilrepubliken befinden sich im nordkaukasischen Krisengebiet, von dessen Bereisung das deutsche Auswärtige Amt aufgrund von Gewaltkriminalität, Terrorakten und Entführungen dringend abrät. Die Strecke durch dieses Gebiet beträgt rund 200 km. Wir dachten kurz darüber nach, es bei Tag mit vollem Tank und am besten im Anhang eines Konvois von Lkws, die wir an der Grenze anzutreffen hofften, zu versuchen. Doch der häufige Kontakt in der Türkei mit Polizisten und Jendarmas mit der Maschinenpistole im Anschlag gab uns eine Vorstellung, wie wir auf Freischärler oder einfach Verbrecher mit ähnlicher Bewaffnung reagieren würden. Nach näherer Überlegung denke ich, dass es nicht ausreicht, sämtliche Filme von Charles Bronson oder Clint Eastwood gesehen zu haben, um sich aus einer derartigen Situation selbständig zu befreien, ohne zumindest sein ganzes Hab und Gut abzutreten. Die Alternative, eine Fähre ohne Fahrplan von Aserbaidschan nach Kasachstan mit ungeahnten Kosten für Korruption und Gebühren, für die uns als Westeuropäer die Phantasie fehlt, befanden wir ebenfalls als zu unsicher.

Es blieb uns also nur, die Fähre von Istanbul in die Ukraine zu nehmen oder einfach unseren ursprünglichen Reiseplan über Bulgarien und Rumänien fortzusetzen. Mit dem positiven Titertest sowie einem 30 Euro teuren zusätzlichen Dokument des türkischen Gesundheitsministeriums in der Tasche, das nichts anderes bestätigte, als dass wir einen Titertest gemacht hatten, setzte ich mich gegen Sylvias Bedenken durch, wissentlich gegen EU-Gesetze zu verstoßen und ohne dreimonatige Wartezeit nach Bulgarien einzureisen. Was konnte schon passieren, außer dass man uns nicht hinein lässt?

Bei der Ausreise aus der Türkei wurde zunächst unser Anhänger mit dem Motorrad mehrfach in einer riesigen Halle geröntgt. Nur Allah weiß, was die Zollbeamten damit entdecken wollten. Leider konnte ich es auch nicht von den Beamten erfahren, da sie kaum ein Wort Englisch sprachen. Seitdem wir auf unserer Reise Grenzen übertreten, frage ich mich, warum bei der Einstellung von Grenzbeamten nicht darauf geachtet wird, dass diese der englischen Sprache mächtig sind.

Dann kamen wir zu den bulgarischen Kontrollen. An der ersten Schranke mussten wir unsere Pässe vorzeigen. Den Hundeausweis wollte die Beamtin gar nicht sehen. An der zweiten Kontrolle warf die zuständige Grenzbeamtin tatsächlich einen flüchtigen Blick in den Hundepass, gab ihn uns aber ohne Kommentar zurück. An der dritten Barriere, der Zollkontrolle, zeigten wir Loukas EU-Pass vor. Der Zollbeamte sah ihn nur von außen an, nickte und winkte uns durch. Dann waren wir in Bulgarien. Weder den Titertest noch das inhaltlich überflüssige Gesundheitszeugnis des Ministeriums haben wir benötigt.

In Bulgarien bogen wir nach der Grenze links ab in Richtung eines Stausees, an dem wir uns nach einem schönen Platz für die Nacht umsehen wollten. Unterwegs entdeckten wir in einem kleinen Ort einen nagelneuen Penny-Markt. Ich fragte eine Verkäuferin, die gerade vor dem Geschäft eine Zigarette rauchte, nach einem Bankautomaten. Als sie antwortete, lächelte sie mich an. Ein derartiges Detail weiß man erst zu schätzen, wenn man fünf Wochen in der Türkei verbracht hat. Eine Frau lächelt einen Mann an, einfach so, aus Freundlichkeit. Europa hatte uns wieder.

Am Stausee angelangt stellten wir uns an einen Platz, der so schön war, dass wir damit rechneten, innerhalb von wenigen Stunden vertrieben oder am Wochenende von einer Schar von lokalen Freizeitaktivisten überrollt zu werden. Storche campierten hier neben unserem Bus und Fische hüpften durch das Wasser.

     

     

Tatsächlich tauchten in der Dunkelheit – wir hatten gerade unseren zweiten Gin Tonic geleert – zwei Offizielle in einem Lada Geländewagen auf. Sie eröffneten das Gespräch auf Bulgarisch. Ich fragte sie: „Do you speak English?“ Nach einer dramatischen Pause, in der sich der Wortführer im Nacken kratzte, kam die Antwort: „No.“ Und dann die Gegenfrage: „Picknick?“ Wir: „Yes. Problem?“ – „No. No problem. Fish?“ Es stellte sich heraus, dass die zwei von der Fischereibehörde waren und kontrollierten, ob wir verbotenerweise fischten. Als sie sahen, dass wir offensichtlich nicht angelten, zogen sie wieder ab.

Am nächsten Tag, einem Sonntag, als Sylvia gerade mit dem Hund spazieren war, tauchte ein Auto mit einem älteren Mann, zwei Männern um die 40, zwei kleinen Mädchen und zwei Hunden auf. Die jüngeren Männer holten ein Schlauchboot vom Autodach und spielten mit den Kindern im Wasser. Dabei trugen sie nur ihre Unterhosen, während die Mädchen vollkommen nackt waren. Auch so ein Detail, das man erst nach einem längeren Aufenthalt in der Türkei erwähnenswert befindet. Der ältere Mann nahm Kontakt mit mir durch das geöffnete Fenster unseres Busses auf. Er nahm dabei keinen Anstoß daran, dass ich nur in Unterhose auf dem Bett lag. Er erblickte die angebrochene Flasche Gin, und ich bot ihm einen Schluck an, den er bereitwillig annahm.

Abends tauchte ein Teil der Truppe wieder in einem alten Trabbi auf.

     

Mein Dragonfly hatte nur darauf gewartet, in die Hände spielender Kinder zu geraten.

Wir verbrachten die folgenden Tage damit, einen Steinkreis der Thraker und das antike Perperikon zu besuchen.

     

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Istanbul

Das war ein schönes Wiedersehen! Schon seit Monaten war klar, dass wir in Istanbul meine Schwester Romana und ihren Freund Armin treffen würden.

       

Donnerstag, Freitag, Samstag. Das ist wenig Zeit, um sich eine der kulturell reichsten Städte der Welt anzuschauen. Und das, wo man doch eigentlich viel lieber den ganzen Tag zusammensitzen und quatschen möchte. Donnerstag morgen gegen 10 Uhr kommen Romana und Armin in ihrem Hotel an, vor dem wir bereits seit Mittwoch Nacht stehen. Etwa zeitgleich beginnt der städtische Abschleppdienst seine Frühschicht. Für uns scheinbar willkürlich, schleppt er Autos ab. Schilder? Bodenkennzeichnungen? Nein. Karsten und ich entscheiden, doch besser den bezahlten Otopark in der Nähe der Altstadt aufzusuchen.

Wir treffen uns am Nachmittag und besuchen Kapalı Çarşi, den großen Basar. 4.000 Geschäfte auf 200.000 Quadratmetern. Gleich zu Beginn der wohl stressigste aller Programmpunkte. In Istanbul leben rund 14 Millionen Menschen, gefühlt die Hälfte hat sich heute entschieden, den Basar zu besuchen. Es ist unglaublich voll. Loukas ist heilfroh, an der Leine gehen zu dürfen. Wir können keine zwei Schritte machen, ohne dass er entweder angelockt oder mit einer Handtasche unsanft vertrieben wird. Der große Basar selbst ist farbenfroh. Im  Eski Bedesten, dem ältesten Teil, werden die kostbarsten Waren feil geboten. Schmuck zum Beispiel. Im Mısır Çarşisi, dem Ägyptischen Basar, wird mit Gewürzen, Nüssen und allerlei Süßigkeiten gehandelt.

Abens lädt uns Romana mal richtig schick zum Essen ein. Wir verabreden uns im Feier- und Ausgehviertel Taksim. Und in weiser Voraussicht ob der Gläser Wein und Raki die da kommen werden, fahren wir mit dem Fahrrad. Es ist ein herrlicher kulinarischer Abend mit türkischen Vorspeisen, Gambas, Fisch und gutem Weißwein. Für den Heimweg wählen wir dann ein Taxi. Denn unsere Fahrräder sind geklaut. Übrig bleibt lediglich das mit dem Bolzenschneider durchtrennte Schloss. Adieu.

     

Am Freitag verabreden wir uns Mittags vor der Hagia Sophia, eine der bedeutensten Kirchen über den Zeitraum von schlappen eintausend Jahren. Erst Kirche, dann Moschee, jetzt Museum. Wir gehen aber doch nicht rein, denn die Besucherschlange erinnert an die vor der Achterbahn im Fantasialand an einem Sonntag im Mai. Ab hier Wartezeit: 2,5 Stunden. So kulturbeflissen sind wir dann doch nicht. Stattdessen entscheiden wir uns für die Blaue Moschee mit ihren sechs Minaretten, einen Spaziergang an der frischen Luft durch Sultanahmet mit Çai und Köfte „to go“ sowie die Yerebatan-Zisterne aus dem 6. Jahrhundert mit ihren 80.000 Kubikmetern Fassungsvermögen und den 336 Säulen (James Bond ruderte in „Liebesgrüße nach Moskau“ hindurch).

Abends laden wir die beiden feist zu uns in den Bus ein. Wir bieten eine internationale Auswahl an Biersorten sowie verschiedene anatolische und griechische Speisen. Loukas bekommt den Fischkopf vom Vorabend aus dem Restaurant. Er verschlingt ihn gierig, um ihn dann wieder retour auf den Busboden zu kotzen (seitdem rührt er keine Fischköpfe mehr an).

   

Samstag besuchen Romana, Armin und Karsten Topkapı, den berühmten Sultanspalast. Da Hunde nicht erlaubt sind und wir ihn bei der Hitze nicht im Bus lassen wollen, spaziere ich mit ihm in den angrenzenden Gilhane-Park. Dieser gehörte einst zum Palast und ist heute eine der beliebtesten Grünanlagen im Zentrum Istanbuls. Dort treffe ich ein paar sehr nette Kinder, die ganz vernarrt sind in Loukas. Wir verbringen die Zeit mit Zeichensprache, Wörterbuch und wenige Brocken Englisch.

Zum Abschied gehen wir noch einmal Essen und heben besser nichts für Loukas auf. Den Kaffee nehmen wir auf dem Rasen vor unserem Bus ein. Und dann trennen sich unsere Wege wieder. Romana und Armin fahren mit dem Taxi zum Flughafen. Karsten und ich packen den Bus und machen uns auf den Weg zum Tierarzt nach Ankara.

Die Tage darauf kämpfe ich mit Heimweh. Die Zeit mit Romana und Armin in Istanbul war ein schönes Stück Heimat in der Fremde.

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Ankara – von Zufällen, einem Besuch im Hamam und einer Einladung zum Lammessen

Als Standplatz für unseren Besuch Ankaras wählten wir eigentlich einen Campingplatz an einem See im Süden der Stadt. Aus dem Internet haben wir die Navi-Koordinaten. Diese führen uns auch tatsächlich an einen See, den Mavi-Göl. Der liegt jedoch am nördlichen Ende Ankaras, rund 40 Kilometer entfernt von unserem eigentlich Ziel. Aber das wissen wir noch nicht, als ich einen Wachmann an einer Schranke eloquent frage: „Camping?“. Er spricht in sein Funkgerät. Nickt mir zu. „Camping.“ Die Schranke öffnet sich. Wir erreichen ein Kassenhäuschen. Wir: „Camping?“ Der Kassierer spricht in sein Funkgerät. Nickt schließlich und verlangt sechs Türkische Lira, umgerechnet etwa drei Euro. Die zweite Schranke öffnet sich. Wir sind auf einem Picknick-Gelände. Der komplette Mavi-Göl ist umzäunt. Innendrin gibt es hunderte von Picknickbänken für die allsonntäglichen Familien-Picknicks der Ankaraner. Wir erreichen zwei weitere Security-Männer. Wir: „Camping? Üç gün.“ (=“drei Tage“) Dann wieder die Funkgerät-Nummer. Jetzt kommt ein Mann in Anzug und Krawatte. Vermutlich der Chef. Blickt ins Fenster, nickt und deutet an, dass wir seinen Security-Leuten folgen sollen. Das tun wir. Einmal um den halben See. Am allerletzten Ende, auf einem einsamen Parkplatz sollen wir bleiben. Wir sind mehr als zufrieden. Nicht zuletzt, weil wir gerade aus Versehen 50 Euro gespart haben. Im Camping-Paket sind ein Duzend gelangweilter Wachmänner, die nicht nur unser Auto bewachen sondern auch ausgesprochen unterhaltsam sind. Nur Loukas brauchte einen Moment, sich an den Platz zu gewöhnen und bellte erst einmal den Riesen-Menschen vor unserem Bus an.

Am nächsten Tag  fahren wir mit dem Motorrad in das Zentrum der Stadt. Wir schlendern über einen Trödelmarkt und während wir an der Straße zu Mittag essen beobachten wir, wie sich rund zwei Duzend Männer vor einer Moschee zum Mittagsgebet sammeln. Wir gehen auf den Burgberg und genießen die Aussicht. Unglaublich, dass bis vor einhundert Jahren gerade einmal 50.000 Menschen in Ankara gelebt haben. Der Bevölkerungszuwachs begann erst, als Atatürk die Stadt zur Hauptstadt der neu gegründeten Republik ernannte. Heute leben rund vier Millionen Menschen hier. Etwa 60 Prozent aller Häuser, ganze Viertel, wurden „wild“ ohne Baugenehmigung gebaut. Der Koran sagt, dass man dem, der sein Haus über Nacht auf dein Grundstück baut, das Haus nicht wegnehmen darf. Ankömmlinge bauen zunächst über Nacht eine Blechhütte. Nach und nach folgen die Steinmauern, das Dach, die Infrastruktur rund herum.

      

Einen Tag später, am Samstag, erfülle ich mir einen Wunsch. Mit der Dolmuş, einer Art Sammeltaxi, fahre ich in ein echtes Hamam. Es ist aus dem 16. Jahrhundert und mein Reiseführer sagt, es sei das beste der Stadt. Dort angekommen, verlaufe ich mich zunächst in den Haupteingang. Dieser führt natürlich in den Männer-Bereich. Ein Passant erkennt meine missliche Situation gleich und deutet mir den Weg zum Hintereingang, in das Frauen-Hamam. Dort trete ich durch zwei unscheinbare Holztüren. Eine Treppe führt in den Keller. Und plötzlich starren mich etwa zehn Frauen an. Eine kommt auf mich zu. Ich merke, ich bin richtig. Ich buche Massage und Ganzkörperpeeling. Da wir uns mit keinem Wort verständigen können, zeigt sie mir alles. Führt mich in den einen, dann in den anderen Raum, gießt mir heißes Wasser über den Körper, legt mich auf die heißen Mamorplatten, rubbelt mich mit dem Peelinghandschuh minutenlang vom Kopf bis zu den Füßen, massiert mich. Ich fühle mich unglaublich gut und genieße das Gefühl, mal wieder richtig „rein“ zu sein.

Am Sonntag um 16:00 Uhr haben wir den Termin beim Tierarzt zur Blutabnahme. Wir verlassen unsere Picknick-Area und wollen noch etwas spazieren gehen, an einem Aussichtspunkt. Erstaunlich viele Menschen sind dort oben. Und immer mehr kommen an. Wir beobachten zwei Männer, wie sie aus dem Kofferraum eines kleinen Autos ein quietschlebendiges Lamm tragen. Sie führen es in eine kleine Hütte mit Wellblechdach. Das werden die doch jetzt nicht… In dem Moment spricht uns schon eine Frau an. Sie lädt uns ein, mit ihnen zu essen. Wir nehmen dankend an. Ich wage einen Blick in die Hütte mit dem Wellblechdach. Dort hängen sie, die Schafe. Drei oder vier. Die Tiere werden geschächtet und unmittelbar danach verarbeitet. Später erfahren wir von einem netten Ingenieur aus Istanbul, dass dies ein Fest verschiedener Gemeinden ist. Sie kommen alle hier zusammen und speisen gemeinsam. Zum Lamm gibt es Reisgrütze und Griesklöschen. Dieses Mittagessen war eindeutig kein kulinarisches Highligh. Über die Geste, uns wildfremden Spaziergänger einzuladen, haben wir uns trotzdem gefreut.

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