Istanbul

Das war ein schönes Wiedersehen! Schon seit Monaten war klar, dass wir in Istanbul meine Schwester Romana und ihren Freund Armin treffen würden.

       

Donnerstag, Freitag, Samstag. Das ist wenig Zeit, um sich eine der kulturell reichsten Städte der Welt anzuschauen. Und das, wo man doch eigentlich viel lieber den ganzen Tag zusammensitzen und quatschen möchte. Donnerstag morgen gegen 10 Uhr kommen Romana und Armin in ihrem Hotel an, vor dem wir bereits seit Mittwoch Nacht stehen. Etwa zeitgleich beginnt der städtische Abschleppdienst seine Frühschicht. Für uns scheinbar willkürlich, schleppt er Autos ab. Schilder? Bodenkennzeichnungen? Nein. Karsten und ich entscheiden, doch besser den bezahlten Otopark in der Nähe der Altstadt aufzusuchen.

Wir treffen uns am Nachmittag und besuchen Kapalı Çarşi, den großen Basar. 4.000 Geschäfte auf 200.000 Quadratmetern. Gleich zu Beginn der wohl stressigste aller Programmpunkte. In Istanbul leben rund 14 Millionen Menschen, gefühlt die Hälfte hat sich heute entschieden, den Basar zu besuchen. Es ist unglaublich voll. Loukas ist heilfroh, an der Leine gehen zu dürfen. Wir können keine zwei Schritte machen, ohne dass er entweder angelockt oder mit einer Handtasche unsanft vertrieben wird. Der große Basar selbst ist farbenfroh. Im  Eski Bedesten, dem ältesten Teil, werden die kostbarsten Waren feil geboten. Schmuck zum Beispiel. Im Mısır Çarşisi, dem Ägyptischen Basar, wird mit Gewürzen, Nüssen und allerlei Süßigkeiten gehandelt.

Abens lädt uns Romana mal richtig schick zum Essen ein. Wir verabreden uns im Feier- und Ausgehviertel Taksim. Und in weiser Voraussicht ob der Gläser Wein und Raki die da kommen werden, fahren wir mit dem Fahrrad. Es ist ein herrlicher kulinarischer Abend mit türkischen Vorspeisen, Gambas, Fisch und gutem Weißwein. Für den Heimweg wählen wir dann ein Taxi. Denn unsere Fahrräder sind geklaut. Übrig bleibt lediglich das mit dem Bolzenschneider durchtrennte Schloss. Adieu.

     

Am Freitag verabreden wir uns Mittags vor der Hagia Sophia, eine der bedeutensten Kirchen über den Zeitraum von schlappen eintausend Jahren. Erst Kirche, dann Moschee, jetzt Museum. Wir gehen aber doch nicht rein, denn die Besucherschlange erinnert an die vor der Achterbahn im Fantasialand an einem Sonntag im Mai. Ab hier Wartezeit: 2,5 Stunden. So kulturbeflissen sind wir dann doch nicht. Stattdessen entscheiden wir uns für die Blaue Moschee mit ihren sechs Minaretten, einen Spaziergang an der frischen Luft durch Sultanahmet mit Çai und Köfte „to go“ sowie die Yerebatan-Zisterne aus dem 6. Jahrhundert mit ihren 80.000 Kubikmetern Fassungsvermögen und den 336 Säulen (James Bond ruderte in „Liebesgrüße nach Moskau“ hindurch).

Abends laden wir die beiden feist zu uns in den Bus ein. Wir bieten eine internationale Auswahl an Biersorten sowie verschiedene anatolische und griechische Speisen. Loukas bekommt den Fischkopf vom Vorabend aus dem Restaurant. Er verschlingt ihn gierig, um ihn dann wieder retour auf den Busboden zu kotzen (seitdem rührt er keine Fischköpfe mehr an).

   

Samstag besuchen Romana, Armin und Karsten Topkapı, den berühmten Sultanspalast. Da Hunde nicht erlaubt sind und wir ihn bei der Hitze nicht im Bus lassen wollen, spaziere ich mit ihm in den angrenzenden Gilhane-Park. Dieser gehörte einst zum Palast und ist heute eine der beliebtesten Grünanlagen im Zentrum Istanbuls. Dort treffe ich ein paar sehr nette Kinder, die ganz vernarrt sind in Loukas. Wir verbringen die Zeit mit Zeichensprache, Wörterbuch und wenige Brocken Englisch.

Zum Abschied gehen wir noch einmal Essen und heben besser nichts für Loukas auf. Den Kaffee nehmen wir auf dem Rasen vor unserem Bus ein. Und dann trennen sich unsere Wege wieder. Romana und Armin fahren mit dem Taxi zum Flughafen. Karsten und ich packen den Bus und machen uns auf den Weg zum Tierarzt nach Ankara.

Die Tage darauf kämpfe ich mit Heimweh. Die Zeit mit Romana und Armin in Istanbul war ein schönes Stück Heimat in der Fremde.

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