Europa wächst auf deutschen Autobahnen zusammen

Kilometerlange LKW-Kolonnen mit Fahrzeugen aus aller Herren Länder, verstopfte Parkplätze und osteuropäische Servicekräfte auf den Raststätten  – Europa wächst definitiv auf deutschen Autobahnen zusammen.

Nachdem ich am Montag, den 07.11. meinen Vater noch einmal halbwach erlebt habe, sind wir Richtung Süden aufgebrochen und quälen uns über volle Autobahnen.

Ich entsinne mich, dass bei der Einführung der streckenabhängigen Lkw-Maut in Deutschland über eine drastische Erhöhung der Maut-Gebühr nach schweizer Vorbild diskutiert wurde, um den Transit-Güterverkehr auf die Schiene zu zwingen. Es gab bestimmt sachliche Gründe, die gegen diese Lösung gesprochen haben, z.B. ein nicht ausreichendes Schienennetz oder politischer Druck aus den Nachbarstaaten oder von der Industrielobby. Hätte ich die Entscheidung treffen müssen, würde ich sie jetzt bereuen. Jetzt müssen wir mit den kilometerlangen Staus, Überholmanövern, die an Elefantenrennen erinnern, ewigen Baustellen und genervten Fahrern leben – und zwar solange, bis der Sprit so teuer geworden ist, dass sich der massenhaft Gütertransport über die Straße nicht mehr lohnt. Dann müssen die Waren eh über die Schiene transportiert werden.

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Urlaub auf dem Wohnmobilstellplatz in Mülheim a.d. Ruhr

Jetzt sind wir bereits 6 Tage unterwegs und genau 130 km von Aachen entfernt – in der falschen Richtung. Der Blinkerhebel ist repariert, und alle erdenklichen Platzoptimierungen sind vorgenommen.

Jeden Abend gehen wir ins Krankenhaus und besuchen meinen Vater auf der Intensivstation. Nach der OP, die im künstlichen Koma durchgeführt wurde, ist er noch nicht wieder erwacht.

Seit über 20 Jahren habe ich nicht mehr so viel zusammenhängende Zeit in Mülheim verbracht. Obwohl ich hier groß geworden bin, merke ich, dass dies nicht mehr meine Heimat ist. Meine Lebensmitte in den letzten zwei Jahrzehnten war und ist Aachen. Dort sind meine Freunde, Kollegen und Bekannte.

Die Wartezeit wird uns verkürzt durch Einladungen bei Ingrid, der Frau von meinem Vater, bei meiner und bei Sylvias Schwester. Trotzdem drängt es uns Richtung Süden aufzubrechen. Wir wollen ans Meer und in die Natur.

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Keine Angst

In den letzten Wochen wurde ich oft gefragt, ob ich denn schon aufgeregt sei. Oder ob ich mich denn schon freuen würde. Und ob ich nicht auch ein wenig Angst hätte. Nein… tatsächlich habe ich mehr angepackt als nachgedacht, mehr organisiert als in mich hinein gefühlt. Die letzten zwei Wochen waren turbulent.

Am dritten Tag auf der Straße blicke ich fassungslos auf meine To-Do-Liste. Alles durchgestrichen. Ich krame verkrampft in den hintersten Schubladen meines Gedächtnisses. Mir fällt nichts ein. Ich will mir selbst nicht glauben und spüre Panik aufsteigen: Ich verlottere. Kontrollverlust – schon nach drei Tagen?

Nein. Natürlich nicht. Ich entspanne mich. Unser Loskommen war anstrengend, auch stressig. Doch alles ist glatt gelaufen – nicht zuletzt Dank unserer Freunde und Familien. Sie haben uns vor allem in den letzten zwei Wochen ordentlich unter die Arme gegriffen. Wir sagen DANKE fürs Kisten schleppen, Brötchen schmieren, Fliesen legen, Blumen in Pflegschaft nehmen, Essen kochen, Wäsche waschen, Wäsche aufhängen und in letzter Minute doch noch etwas Platz im Keller schaffen. Danke auch für die vielen Bücher, die mir mitfühlende Frauen ob der anstehenden wortlosen Zeit mit auf den Weg gegeben haben.

Jetzt, wo der Kopf langsam frei wird kommt die Aufregung auf ein Jahr ohne festen Wohnsitz. Die Vorfreude auf das Reisen durch mir unbekannte Länder. Die Neugierde auf all die Begegnungen. Nur Angst habe ich keine.

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Wohnungslos

Seit Montag, 31.10.2011, 18.00 Uhr sind wir wohnungslos. Ein unglaublicher Akt der Anstrengung rechtzeitig die Wohnung für die Übergabe vorzubereiten. Die letzten Reste unseres materiellen Besitzes haben wir im Bus verstaut und auf vier Stationen über Aachen, Neuss, Moers und Mülheim verstreut untergebracht. Zurzeit sind wir in Mülheim a. d. Ruhr und warten auf ein Ersatzteil für den Bus. Beim hektischen Lenkradkurbeln während des Ausparkens in Aachen ist mir der Blinkerhebel abgerissen.

Die Wartezeit kommt mir nicht ungelegen, da mein Vater am Mittwoch operiert wurde. Ich würde ihn gerne noch einmal wach erleben, bevor wir endgültig aufbrechen.

Der Zeitaufschub vor dem Aufbruch gibt uns zudem die Möglichkeit, noch einige Optimierungen am Bus vorzunehmen. Wir müssen noch mehrere Ersatzräder unterbringen und uns dafür Konstruktionen überlegen, die der TÜV vielleicht nicht so gerne sehen würde. Des Weiteren fehlen uns noch die Visa für Kasachstan. Nach dreimonatiger Bearbeitungszeit hat unser Reisebüro in Aachen festgestellt, dass man erst vier Monate vor der Einreise in Kasachstan ein Visum beantragen kann. Jetzt recherchieren wir nach Alternativmöglichkeiten für die Visabeschaffung.

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Die letzten Meter vor dem Start

Der Countdown läuft. Die Möbel sind abgebaut und die Umzugskartons gepackt. Am Samstag stellen wir den Großteil unseres Hab und Guts bei guten Freunden unter. Ab Montag sind wir wohnungslos.

Die potenziellen Hindernisse für einen rechtzeitigen Start lösen sich in den letzten Tagen auf wie Frühnebel in den ersten Sonnenstrahlen. Mein Vater, der die vergangenen zwei Wochen nach einem plötzlichen Herzstillstand im künstlichen Koma lag, ist wieder wach und kann reden. Auch die Ursache – Herzflimmern – ist mittlerweile bekannt und durch den Einbau eines Herzschrittmachers zu beheben. Da er nach dem Herzstillstand bis zu 10 min nicht geatmet hat und vier Mal von den Rettungssanitätern mit dem Defibrillator wiederbelebt wurde, war bis zu seinem Erwachen nicht klar, ob sein Gehirn Schädigungen davongezogen hat. Dies scheint offenbar nicht eingetreten zu sein. Als ich gestern Abend erfahren habe, dass er wieder wach ist, habe ich erst gemerkt, wie sehr mich sein kritischer und unklarer Zustand belastet hat. Am Dienstag werden wir noch einmal zu unseren Eltern fahren und uns verabschieden.

Eine weitere Unsicherheit hat sich heute Morgen gelichtet: Unser Bus hat wieder für zwei Jahre TÜV. Ein 34 Jahre altes Wohnmobil mit Autogasanlage selber so warten und reparieren zu können, dass es ohne Beanstandungen die Hauptuntersuchung passiert, erfüllt meine Brust ein wenig mit Stolz und gibt mir noch einmal die Sicherheit, dass wir irgendwie mit dem Bus dorthin kommen, wo wir hin wollen.

Wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt, sind wir ab Mittwoch nächster Woche auf dem Weg über die Alpen in Richtung Kroatien, Albanien und Griechenland – dorthin, wo es jetzt noch warm ist.

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An was glaubst du?

Wenn man mich fragt, ob ich an ein Leben nach dem Tod oder an die Wiedergeburt glaube, dann sage ich: „Ich glaube, das Leben ist ein Wunder.“

Fast alle Grundbaustoffe, die uns als tote Materie umgeben, stecken auch in uns. Wir sind aus demselben Material, das auch in den Steinen, im Wasser, in der Luft und sogar in den Sternen steckt. Doch im Gegensatz zu dem leblosen Zeug um uns herum können wir es mit unseren Sinnen wahrnehmen. Wir können ihm lustige Namen geben, es erforschen und für unsere Zwecke formen. Aus der Sicht der Atome sind wir ein echtes Wunder.

Und weil ich glaube, dass das Leben ein Wunder ist und es nur im Hier und Jetzt erfahrbar ist, glaube ich, dass man das Leben an sich – das eigene und das uns umgebende – bewundern, erfahren und genießen sollte. Und wenn nicht jetzt, wann dann?

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Maximal 500 Worte am Tag

20.000 Worte am Tag die Frauen, 7.000 Worte die Männer. Ich bin überzeugt, ein gut eingespieltes Team kommt auch mit weniger als 500 Worten locker zurecht.
Ich rechne mal vor:
„Morgen. Morgen.
Gut geschlafen? Ja.
Kaffee? Ja.
Sollen wir heute etwas unternehmen? Nö, lieber nur in der Sonne liegen. Okay.

Hunger? Ja. Kochst du? Okay.
Was gibt es denn? Nudeln mit Pesto.

Wer spült ab? Immer der, der nicht gekocht hat.
Na gut.

Kuck mal, da geht die Sonne unter.
Ich mach mal Feuer.

Sind die Würstchen fertig? Gleich.

Reich mir mal den Senf.

Das ist die letzte Flasche Wein. Morgen müssen wir einkaufen.

Ich geh nach Bett. Kommst du mit?
Gleich. Ich genieße noch die Stille.

Nacht. Nacht.“

Summe: 97 Worte. Rechnet man noch unvorhergesehene Ereignisse wie eine Ameiseninvasion oder ein Unwetter mit Erdrutsch ein, kommt man vielleicht auf insgesamt 200 bis 300. Inklusive Füllworte, die den jeweils aktuellen Gemütszustand beschreiben, sind das geschätzte 400 bis 500 Worte. Q.e.d.

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Habemus Solaranlage

Jetzt haben wir Solarstrom. Das Solarmodul macht bei voller Sonneneinstrahlung 50 Watt und ist an die Autobatterie angeschlossen. Das sollte für unsere Stromverbraucher (Laptop, Radio, Licht) reichen, wenn wir längere Zeit stehen und die Batterie nicht über die Lichtmaschine geladen wird.

Für die Installation benötigt man ein Solarmodul (ca. 90 Euro), Montagefüße (ca. 30 Euro) einen Laderegler (ca. 20 Euro), Kabel mit 2,5 qmm Kupferlitze (ca. 10 Euro) und Silikonkleber (Sikaflex 252) (ca. 20 Euro). Solarmodul, Laderegler und Montagefüße haben wir hier bestellt: www.prevent-germany.com. Bei der Verkabelung kommt der Laderegler zwischen Solarmodul und Batterie. Beim Anschließen des Moduls macht es Sinn, dieses abzudecken, da es bei Licht Strom erzeugt und an den Elektroden Spannung anliegt. Für die Verkabelung und die Installation haben wir ca. 4 Stunden benötigt.

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Ökostrom vom Busdach

Kühlschrank, Heizung und Warmwasser funktionieren im Bus mit Gas. Laptops, Telefone und Kamera dagegen brauchen Watt und Volt. Lange favorisierten wir den Kauf eines Generators, haben uns jetzt aber doch für das Solarmodul entschieden. Sonnenenergie ist irgendwie immer verfügbar und der Transport auf anstatt in dem Bus ist ob des begrenzten Stauraums im Bus kein zu vernachlässigendes Kriterium.
Nun erhoffen wir uns Unabhängigkeit von externen Stromquellen in Anatolien gleichermaßen wie in der kasachischen Steppe oder im Altai. Das sollte funktionieren… solang uns das Ding keiner vom Dach schraubt.

Morgen schraubt Karsten die neue Energiequelle erst einmal auf das Dach. Ich unterstütze ihn mit klugen Ratschlägen und fotografiere die Aktion. 77er VW-LT mit Hightech-Solaranlage… das wird ein schönes Bild!

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