Tschö – mach’s gut…

Ich hatte immer eine besonders innige Beziehung zu meinen Fahrzeugen. Sie waren nie nur Transportmittel. Sie waren Ausdruck von Freiheit, verschwiegene Weggefährten und Refugium. Und jetzt, wo ich mich von meinem Ford Ka verabschiede, erinnere ich mich daran.

Ich weiß nicht, ob es irgendeine tiefere Bedeutung hat, dass ich bislang immer nur Kleinstwagen besaß. Mit meiner Volljährigkeit plünderte ich mein Sparbuch und kaufte mir einen Seat Marbella „Jeans“. Dieses dunkelblaue Sondermodell fand ich 18 jähriges Girl total süß. Die Sitze, ja die gesamte Innenverkleidung war im trendigen Jeans-Look gehalten. Nach wenigen Monaten fuhr ich mich und das Schätzchen in eine Reihe parkender Autos. Ein etwas zu quirliger Dackel auf dem Beifahrersitz absorbierte meine Aufmerksamkeit. Bilanz: Das Auto war ein wirtschaftlicher Totalschaden, ich hatte einen Kieferanbruch und der Hund wurde manisch-depressiv.

Mein Vater hatte Mitleid und schenkte mir noch im Krankenhaus einen alten Fiat Panda. Als ich ihn zum ersten Mal traf, wich meine aufgeregte Vorfreude schlagartig. Seine Farbe war undefinierbar. Irgendetwas zwischen rotzgelb, fahlbraun und goldmetallic. Die Sitze waren aus ockerfarbenem Velours und schimmerten leicht golden. Dieses absonderliche Ding sollte jetzt also mein neues Auto werden? Ich dachte wieder an den Dackel und gönnte ihm das Trauma aus vollem Herzen. Dann setzte ich mich ans Steuer, drehte den Zündschlüssel, hörte den Motor surren. In wenigen Minuten hatte ich mich in dieses ulkige Auto verliebt. Der Panda besaß Tiefgang, hatte Charisma. Wir verbrachten einige sehr schöne gemeinsame Jahre. Bis der TÜV uns trennen sollte.

Es folgte ein klar strukturierter, weißer Opel Corsa. Er transportierte verlässlich und forderte wenig. Wir hatten einen unkomplizierten, guten Draht zueinander. Und es tat mir sehr leid, als ich ihn mit einem Kilometerstand von 196.000 an einen Unbekannten verschenken musste. Die nächsten vier Jahre ging ich dann zu Fuß.

2007 kam der Ka. 80.000 Kilometer pendelten wir zwischen zu Hause und dem Nationalpark. Jeden Morgen eine Stunde hin, eine zurück. 1536 Stunden in vier Jahren. Das ist eine Menge gemeinsam verbrachte Lebenszeit. Irgendein Zufall will, dass auch sein Tacho heute 196.000 Kilometer zeigt. Ich verschenke ihn in gute Hände. Das macht den Abschied leichter.

Tschö, mach’s gut mein Junge. Ich blicke nach vorn und widme mich jetzt endlich einmal einem richtig großen Auto…

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20.000 Wörter am Tag

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Seminar Kommunikationspsychologie. Das war 1998 an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster. Es gäbe einen grundlegenden Unterschied in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen, sagte der Prof. „Frauen reden durchschnittlich 20.000 Wörter täglich.“ Männer deckten dagegen ihren Tagesbedarf an Kommunikation bereits nach 7.000 Wörtern. Das sei evolutionsbedingt. „Das kenn ich“, dachte ich damals. Ich denke es noch heute. Und mit Blick auf das Projekt 1 Jahr, 1 Bus, 1 Mann macht es mir ein wenig Sorge.

Ich staune jedes Mal, mit welcher Effizienz Karsten sich mit Freunden zum Bier verabredet:

Telefon klingelt.

Karsten: Jo.
Freund: Jo. Hab Langeweile.
Karsten: Ich auch.
Freund: Bier?
Karsten: Klar, komm vorbei. Danach Dumont?
Freund: Ok, bis gleich.

In 45 Sekunden ist alles gesagt. Kein Wort zu viel. Ziel erreicht.

Ich benötige für das gleiche Telefonat mindestens 15 Minuten. Das Gespräch eröffnet mit Ausdrücken der Freude darüber, dass man gerade telefoniert.  Fragen zum grundsätzlichen Wohlbefinden folgen, dann einige Details zum Tagesgeschehen, schließlich Anekdoten aus dem näheren sozialen Umfeld („und dann hat sich der Kleine doch nochmal in die Hose gemacht…“). Und endlich der Vorstoß: „Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du nicht Lust hast, irgendwo nett mit mir ein Glas Wein zu trinken.“ Dann noch rund fünf Minuten Ausdruck der Freude und Zustimmung („was für eine schöne Idee!“) und Ort und Zeit des Treffens sind vereinbart.

Diese Art der Kommunikation funktioniert mit Karsten nicht. Sie macht ihn ungeduldig. Sehr ungeduldig. Was mach ich nur mit all den 13.000 Wörtern Überschuss täglich? Kumulieren sie sich? Schwirren nach einer Woche schon 91.000 Wörter nervös in mir herum? 403.000 ungesprochene Worte nach nur einem Monat?

Laut Spiegel sollen ja im Jahr 2007 Psychologen meinen damaligen Prof widerlegt haben. Eine Studie habe gezeigt, dass Frauen und Männer im Grunde gleich viel redeten. Das glaub ich zwar nicht. Aber wer weiß was diese Reise alles mit uns macht. Vielleicht entwickelt sich Karsten in dem Projekt 1 Jahr, 1 Bus, 1 Frau zu einem echten Tratschweib…  Oder ich lerne endlich mal, mich effizient zu einem Glas Wein zu verabreden.

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Ein bisschen Abschied…

Normalerweise arbeite ich sonntags nicht. Im Endspurt werden solche Gewohnheiten bedeutungslos. Vier Jahre und fünf Monate habe ich jetzt in der Verwaltung des Nationalparks Eifel gearbeitet. Das sind 1614 Tage. Vor mir liegen noch fünf.

Als ich heute morgen über die B266 Kesternich verließ, weit vor mir schon auf der anderen Seite des Tals die Dreiborner Hochfläche sah, bald die Serpentine talwärts Richtung Einruhr erreichte und meinen Blick – wie jeden Morgen – über meine linke Schulter auf den Obersee und den Nationalpark lenkte, da fühlte es sich anders an als sonst.

Meine Zeit in der Nationalparkverwaltung war intensiv. Die Arbeit hat mich gefordert. Sie hat mich bereichert und ich bin mit ihr gewachsen. Oft hat sie Spaß gemacht, meist war sie spannend. Ich fand sie immer sinnvoll – ich glaube das ist wesentlich.

Das war ein bisschen Abschied heute morgen.

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Der Zusammenhang zwischen einem Blog und der Quantenphysik

Ich habe noch nie einen Blog gepflegt, jedoch sind mir nach kurzer Zeit zwei Besonderheiten klar geworden:

  1. Die Darstellung unseres Vorhabens bedarf einer intensiven Auseinandersetzung mit dessen Inhalten. Indem ich unsere Pläne und meine Gefühle (Erwartungen, Ängste, Zweifel etc.), die damit verbunden sind, formuliere, werden sie mir bewusster. So beinflusst der Blog die Reise ähnlich wie in der Quantenphysik die Messung das Ergebnis beeinflusst.
  2. Die Inhalte der öffentlichen Darstellung bewegen sich auf einem Grad zwischen Authentizität und Abgrenzung zum Privaten. Geben wir zu wenig von uns preis, wirkt die Darstellung hölzern und konstruiert. Überziehen wir die Berichterstattung mit zu vielen privaten Details, kann es schnell lächerlich und grenzüberschreitend wirken.
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Wie ein Güterzug, der Fahrt aufgenommen hat

Als wir vor einem dreiviertel Jahr die fixe Idee sponnen, uns ein Jahr Auszeit zu gönnen, erschien alles noch so unkonkret und weit weg. Entscheidungen waren noch nicht gefällt, die Finanzierung stand noch nicht und wir hatten nur eine ungefähre Ahnung, was alles zu tun ist.

Jetzt, wo wir die Wohnung gekündigt haben, ich mit meinem Arbeitgeber ein Jahr unbezahlten Urlaub vereinbart habe, wir alle zwei Wochen gegen Krankheiten mit schwer auszusprechenden Namen geimpft werden und die Visa beantragt sind, fühlt es sich an, als ob wir uns auf einem schwer beladenen Güterzug befinden, der bereits ordentlich Fahrt aufgenommen hat.

Obwohl wir die Entscheidungen, die zu dieser Situation geführt haben, bewusst getroffen haben, habe ich derzeit eher den Eindruck, als hätte unser Vorhaben eine Eigendynamik entwickelt, die nicht mehr zu stoppen ist. Das hilft ungemein gegen Zweifel und Ängste jeglicher Art.

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Testfahrt in die Eifel

Am Wochenende gab es eine Testfahrt mit Bus, dem neuen Moped-Anhänger samt Moped. Richtig – die Eifel kann man nicht direkt mit dem Tian Shan vergleichen… aber irgendwo fängt jeder mal an. Der Rest bleibt Improvisation. Testurteil: Der Anhänger verlangsamt die Karre schon ein wenig. Hinsichtlich Flexibilität und Gewicht liegt er jedoch weit vor unserem alten Pferdeanhänger.

Ich werde oft gefragt, ob ich keine Angst habe mit dem Bus auf eine solch lange Tour zu gehen. Nein – überhaupt nicht. Natürlich wird das Ding kaputt gehen. Vielleicht auch regelmäßig. An der Stelle vertrau ich aber ganz auf Karsten. Für mich ist er sowas wie der MacGyver unter den Bus-Schraubern. Er repariert alles. Mit Kugelschreiberfeder und Thunfischdose. Das beeindruckt mich schon sehr und gibt mir eine gewisse Gelassenheit auf den Weg…

Hier bei etwas weniger spektakulären Arbeiten: Karsten optimiert die Inneneinrichtung. Wobei es sich lohnt zu erwähnen, dass er nebenbei das Abendessen zubereitete.


Und hier beim Einstellen der Zündung.

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Visa

Nächster Schritt… die Visa sind beantragt. Unser Abstecher über Skandinavien wird wahrscheinlich doch nix… Nicht schlimm – nach Skandinavien kommt man immer nochmal…

Einreise Russische Föderation: ab 01. April 2012

Einreise Kasachstan: ab 15. Juni 2012

Einreise Kirgisistan: ab 01. August 2012

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Ein Jahr Auszeit!

Bis zum Issyk Kul, dem zweitgrößten Gebirgssee der Welt. Zurück geht es durch Russland und Finnland zum Nordkap und entlang der norwegischen Fjorde südwärts gen Heimat.

Das zumindest ist der Plan.

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Ein Jahr Urlaub!

Ein Jahr mit dem VW-LT über den Balkan nach Griechenland und in die Türkei. Dann über die Krim und Russland nach Kasachstan und Kirgisistan.

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