Von Orten und Gesichtern

Ich bin heilfroh, dass Karsten in Wahrheit nicht ständig mit der Oger-Maske vor meiner Nase sitzt (siehe Entdeckung der Hässlichkeit Teil 2). Wer soll sich denn da noch konzentrieren können… Es wird Zeit, dass wir weiter kommen. Dieses Haus ist zwar zuckersüß und wir genießen den Komfort, aber es ist so eben doch noch nicht die Reise, die wir uns vorgestellt haben. Wir sehnen uns nach unserem Bus.

Dennoch hat diese kleine Zwangspause durchaus auch ihr Gutes. Ich arbeite konzentriert an meiner Arbeit für die Nationalparkverwaltung. Hier habe ich ideale Bedingungen dafür: Strom, Heizung, Internet… Bis zu unserer Abreise möchte ich sie inhaltlich weitestgehend fertig gestellt haben, um danach auch endlich einen freien Kopf zu haben. So wie Karsten. Ob ich dann wohl auch so ein lustiges Oger-Gesicht bekomme?

Istrien ist übrigens sehr hübsch. Die kleinen Dörfer abseits der Küste sind verfallen, bestechen aber durch einen überraschend italienischen Charme. Wikipedia sagt, dass 1910 im österreichischen Istrien 40 Prozent Italiener lebten. Sämtliche Straßennamen in der Region sind zweisprachig: Kroatisch und Italienisch. Dummerweise hatte ich gestern keinen Fotoapparat dabei, als wir einen spontanen Abstecher in das mittelalterliche Buje gemacht haben. Eigentlich wollten wir nur kurz in den Supermarkt…

An der Küste ist es sehr touristisch, mir gefällt so was nicht. Jeder Quadratmeter am Ufer ist zugepflastert mit Restaurants, Promenaden, Touristenabsteigen. Wenigstens sind im Winter kaum Menschen dort. Vor einigen Tagen waren wir in Umag, mit Fotoapparat.

     

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 1 Kommentar

Die Entdeckung der Hässlichkeit, Teil 2

Nun sind bereits knapp drei Wochen unserer Auszeit vergangen. Es ist Zeit ein erstes Resümee zu ziehen. Mir fallen derer gleich drei ein:

  1. Nichts kommt wie es geplant ist.
  2. Südlich der Alpen ist es genauso kalt wie nördlich.
  3. Wir verbringen mehr Zeit damit, unsere Reise zu dokumentieren als zu reisen.

Den ersten Punkt können aufmerksame Leser/innen des Blogs leicht bestätigen. Statt Abenteuer auf der Straße erleben wir kurze Tage und lange Abende in einem abgeschiedenen Ferienhaus. Dass es hier arschkalt wird, wenn die Sonne untergeht, hatten wir nicht vermutet. Das Thermometer geht hier nachts auf knapp unter 0 Grad und tagsüber kann man es auch nur in der Sonne aushalten. Die scheint hier jedoch immerhin von Auf- bis Untergang. Eine Wolke habe ich hier bisher noch nicht am Firmament entdeckt. Kein Vergleich zum nebeligen Ljubljana, das derzeit nachts auf -6 Grad erstarrt.

Der letzte Punkt meines Resümees ist der Tatsache geschuldet, dass mir langweilig ist. Was macht man in einem einsamen Ferienhaus, wenn die Sonne um 16.30 Uhr untergegangen ist?

Man kann z.B. den Tag rekapitulieren. Heute sind wir für drei Stunden durch das Hinterland gefahren und haben mit modernster Satellitennavigation eine dreiste Kopie des Rursees entdeckt:

Oder man kann das Internet leersurfen und dabei feststellen, dass man im Gegensatz zu anderen Aussteigern noch ein ganz schönes Greenhorn ist. Meinen derzeitigen Favoriten findet man hier: http://www.myhomeismycar.com. In diesem Blog stöbere ich bereits seit zwei Tagen und finde eine ganze Menge an Anregungen.

Man kann aber auch Sylvia dabei zuschauen, wie sie ihren Bericht für das Nationalparkforstamt schreibt. Das sieht ungefähr so aus:
Wird Zeit, dass der Bus wieder fährt. Hoffentlich sind am Montag die Teile endlich da, bevor dieser Blog komplett an Niveau verliert.

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 2 Kommentare

Die Entdeckung der Hässlichkeit

Ich habe die Angewohnheit in allem erst einmal das Nützliche, das Schöne, das Leichte zu sehen. Das hat sein Gutes, seinen Sinn. Vor allem macht es unbequeme Situationen erträglicher. Auch wenn ich Karsten damit manchmal nerve: „Oh! Schau mal wie schön, der Vollmond!“ ist aus seiner Sicht vielleicht nicht ganz der passende Kommentar, wenn wir gerade „Zylinderkopfdichtung“ diagnostiziert bekommen. Nein, nicht alles ist schön und es macht durchaus Sinn, auch mal genau hinzuschauen.

Ich mag diesen Ort. Das Haus ist alt, es erzählt Geschichten. Nur noch eine Hälfte steht. Die andere Hälfte ist Ruine. Wie viele Häuser hier in Kroatien wurde auch dieses nach dem Krieg nicht mehr richtig aufgebaut. Ein offensichtlich reicher Geschäftsmann aus Ljubljana mit vielen Auszeichnungen, Preisen und Empfehlungen an den Bürowänden investierte hier schließlich. Dieses Steinhaus restaurierte er für Touristen. Weiter unten am Hang baute er ein Neues. Das mit dem Tourismus ist übrigens nur sein Hobby. Eigentlich baut seine Firma Hydraulikteile für deutsche Waffen. „Die Bundeswehr ist ein wichtiger Kunde“, sagte er uns in perfektem Deutsch in seinem Büro. In dem mit den vielen Auszeichnungen.

Ich will Kontakt finden zu der Dorfbevölkerung. Heute Morgen fasse ich mir ein Herz. Vor der Tür sehe ich den jungen Kroaten auf der anderen Straßenseite basteln. Also schlurfe ich mit meinem Kaffeebecher in der Hand rüber und beginne Konversation. Eloquent sage ich: „Dobar dan! This is a beautiful place.“ Er blickt auf, hält inne und zündet sich erstmal eine Zigarette an. Seine Miene verrät nichts. Der knapp 20jährige kauft alte Motorroller, repariert sie und verkauft sie dann wieder. Davon lebt er. Im Sommer zumindest. „In the winter here is nothing. Nothing at all. This place is boring. This place is dead.“

Ich finde es erst einmal einfacher, in den Dingen das Nützliche, das Schöne, das Leichte zu sehen. Das ist bequem. Vor allem in Zeiten der Geschäftigkeit macht es mich effizienter. Reicher macht es mich hingegen wenn ich mich einlasse. Wenn ich hinschaue und hinterfrage. Hässlichkeit entdecke. Wunden finde. Narben fühle.

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 1 Kommentar

Kennst du diese Pflanze?

Vor dem Eingang unseres Ferienhäuschens in Kastel duftet es süßlich. Grund ist dieser Strauch. Die Samen sind rot. Wenn ich sie aus dem Zapfen pflücke und ich sie zwischen den Fingern halte, erinnern sie mich an die Samen von Granatäpfeln. Im Inneren finde ich eine gallertartige rötliche Substanz die intensiv süß und gleichzeitig frisch duftet. Kannst du mir sagen, wie diese Pflanze heißt?

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 2 Kommentare

Auszeit von der Auszeit

Eine Auszeit zu nehmen ist ganz schön anstrengend, haben wir festgestellt. Erst die Fahrerei, dann der Ärger mit dem Transportmittel und den Reparaturen. Davon muss man sich hin und wieder erholen.

In der Autowerkstatt konnten wir noch einen Blick auf das Desaster unseres Busses werfen. Der Zylinderkopf ist nicht beschädigt, jedoch sollten die Ventilschaftdichtungen ersetzt werden, da diese Öl durchlassen. Das erklärt auch unseren hohen Ölverbrauch von zwei Litern auf 1.000 Kilometern.

Da alle Dichtungen frühestens Ende der Woche in der Werkstatt sein werden, haben wir für eineinhalb Stunden unsere Arschbacken zusammengekniffen und sind mit dem Motorrad an die Küste der istrischen Halbinsel gefahren. Ljubljana verließen wir bei Nebel um den Gefrierpunkt. Mit jedem Kilometer Richtung Mittelmeer wurde es wärmer. Koper empfing uns dann mit zehn Grad plus und freiem Himmel.

Unsere Bleibe ist für unser Vorhaben recht mondän geraten: ein restauriertes Steinhaus mit 100 Quadratmetern über drei Etagen, Sonnenterasse, Kamin und Meerblick knapp hinter der slowenisch-kroatischen Grenze. Dass die Bilder hinter dem Werbelink nicht lügen, belegen untenstehende Beweisfotos (Okay, der Meerblick ist ein Fake).

Ich mach jetzt mal das Feuer an…

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 1 Kommentar

Aktueller Standort unter Reiseroute

Die viele freie Zeit und der permanente Internetzugriff haben Folgen für unseren Blog. Auf der Seite Reiseroute befindet sich jetzt eine Google-Karte mit unserem jeweils aktuellen Standort.

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar

Es gibt Sonne in Ljubljana

Als ich heute Morgen vor die Tür trat, überraschten mich Sonnenstrahlen. Ich spürte klirrende Kälte in meinem Gesicht und freute mich über die reine, klare Luft. Dies ist der vierte Tag in Ljubljana und bislang versteckte sich die Stadt unter einer schweren, grauen Wolkendecke. Alles war irgendwie nebelig, diesig. Was nachts bei Vollmond entzückte, war tagsüber ein echter Stimmungsdrücker. Seit Tagen bescheinigte der Wetterbericht Ljubljana Sonne, und wir waren uns schon fast sicher, dass dieser nieselige Zustand für die Einheimischen hier Sonne sei. Schließlich sitzen sie auch bei Minusgraden bis tief in die Nacht mit ihren eiskalten Bieren vor den Bars anstatt innen drin.

Heute Morgen jedenfalls schlenderte ich bei echter Sonne los, um slowenische Brötchen zu kaufen. Es war ganz schön viel los auf den Straßen und ich bemerkte, heute ist Markttag! Ljubljana hat einen wunderschönen, geschäftigen, farbenfrohen Wochenmarkt. Hier einige Impressionen für euch.

Wochenmarkt in Ljubljana, 12.11.2011 Wochenmarkt in Ljubljana, 12.11.2011 Wochenmarkt in Ljubljana, 12.11.2011 Wochenmarkt in Ljubljana, 12.11.2011

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 1 Kommentar

Entschleunigung

So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Weniger Stress ist ja ok, aber Warten quasi auf Anordnung war nicht geplant.

Eine unserer größten Befürchtungen ist jetzt bereits nach zwei Wochen eingetreten: Wir haben einen Motorschaden. Die Kühlsystemprüfung durch die VW-Werkstatt hat ergeben, dass kein Wasser über Schläuche, Anschlussstellen oder Kühler nach außen entweicht, also muss das Leck im Inneren des Motors sein. Die Indizien (Wasser entweicht über das Druckventil des Überlaufbehälters) haben ja bereits darauf hingewiesen, nun ist es amtlich. Am Freitag, 11.11. hat die Werkstatt dann den Zylinderkopf abgenommen. Leider ist erst wieder am Montag Zeit, den Kopf auf Beschädigungen zu prüfen. Das schleppende Vorgehen der Werkstatt macht mich sehr nervös. So wird gerade über ebay ein gebrauchter Zylinderkopf für unser Auto angeboten, was durchaus ein Sonderfall ist, da der Motor seit 1983 nicht mehr gebaut wird. Ich will die knapp 400 Euro aber nicht aus Verdacht ausgeben, wenn sich am Montag herausstellt, dass der alte Kopf in Ordnung ist. AHHHHHHHHH! Es ist zum Schreien. Zudem hat die VW-Werkstatt, die an jeder Ecke mit ihren Zertifizierungen prahlt, es nicht auf die Reihe bekommen, selbständig eine neue Zylinderkopfdichtung zu bestellen, da VW sie nicht mehr herstellt. Jetzt habe ich über das Internet bei einem der ungefähr 100 deutschen Anbieter dieses Ersatzteils die Dichtung bestellt und lasse sie in die Werkstatt schicken. Das wird jedoch bis mindestens Ende nächster Woche dauern. Ist der Kopf auch defekt, kann ich den gebrauchten Ersatzkopf erst am Montag – sofern er noch verfügbar ist – bestellen. Die ganze Geschichte kann sich also noch bis Mitte übernächster Woche hinziehen. Dann haben wir schon fast Dezember.

Dass unser Bus jetzt mit geöffnetem Motor bei VW steht, macht unsere Situation auch nicht gerade besser. Wir sind nun richtig wohnungslos. Derzeit haben wir für 50 Euro die Nacht im Zentrum von Ljubljana ein möbliertes 26-qm-Apartment angemietet. Draußen ist es arschkalt. Der Wetterbericht sagt Tiefsttemperaturen von -4 Grad für die nächste Woche voraus. Das Verhalten der Einheimischen deutet darauf hin, dass es hier noch viel, viel kälter werden kann. Es ist in Ljubljana Sitte tagsüber sowie nachts auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt draußen im Biergarten vor der Kneipe zu sitzen.

Da es an der Mittelmehrküste, die von Ljubljana 100 km über die Autobahn entfernt ist, ca. 5 bis 8 Grad wärmer ist und es Höchsttemperaturen von 14 Grad hat, planen wir die nächste Woche dort zu verbringen. Wir sind heilfroh, dass wir noch das Motorrad mit Packtaschen und Gepäcksack zur Verfügung haben, sonst wären wir in unseren Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Die Entscheidung darüber fällt aber erst am Montag, wenn wir wissen, was mit dem Zylinderkopf los ist.

Wir versuchen unsere Situation als Geduldsprüfung hinzunehmen. Sylvia arbeitet angestrengt an der Fertigstellung ihres Berichts für das Nationalparkforstamt und ich schreibe seitenlange Blogeinträge. Immerhin haben wir in dem Apartment permanent Internet und die nächste Studentenbar ist direkt um die Ecke. Und wir versuchen die positiven Aspekte dieses frühen Rückschlages zu betrachten: Ich wusste ja, dass der Motor die Grätsche machen würde. Dass es in Slowenien in relativer Nähe zu Deutschland und zu den Ersatzteilen sowie bei niedrigen Arbeitslöhnen passiert, hat den Vorteil, dass wir es dann auch hoffentlich hinter uns haben. Ich lasse nämlich in einem Zug auch die Ventilschaftdichtungen im Zylinderkopf von der Werkstatt auswechseln, was wahrscheinlich den hohen Ölverbrauch reduzieren wird.

Veröffentlicht unter Allgemein, Bus, Slowenien | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar

Charmantes Ljubljana

Wahrscheinlich hätten wir die Stadt links liegen gelassen. Der Bus hat uns zu einem Halt gezwungen. Und Ljubljana begrüßt uns bei Vollmond und mit feinstem Nebel, der die Stadt in ein geheimnisvolles Licht taucht.

Veröffentlicht unter Allgemein, Slowenien | Verschlagwortet mit | 3 Kommentare

Verloren in Ljubljana

Jetzt ist es soweit. Skeptiker haben es bereits prophezeit: Die Karre hält nur bis Kroatien. Der schleichende Wasserverlust, der uns bereits in Deutschland aufgefallen war, entpuppt sich als Problem. Wenn der Motor heiß wird, verlieren wir Kühlwasser über das Überdruckventil im Deckel des Ausgleichsbehälters. Das klingt nach Zylinderkopfdichtung.

In einer VW-Werkstatt außerhalb von Ljubljana lassen wir derzeit das Kühlsystem checken, während wir im Zentrum der Stadt Kaffee trinken und gespannt auf das Ergebnis warten. Meine größte Befürchtung ist, dass neben der Zylinderkopfdichtung auch der Zylinderkopf selber beschädigt ist. Während man die Dichtung noch irgendwie besorgen kann, wäre ein defekter Kopf ein echtes Problem, das mir ernsthaft Sorgen macht.

Veröffentlicht unter Allgemein, Bus, Slowenien | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar