Entschleunigung

So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Weniger Stress ist ja ok, aber Warten quasi auf Anordnung war nicht geplant.

Eine unserer größten Befürchtungen ist jetzt bereits nach zwei Wochen eingetreten: Wir haben einen Motorschaden. Die Kühlsystemprüfung durch die VW-Werkstatt hat ergeben, dass kein Wasser über Schläuche, Anschlussstellen oder Kühler nach außen entweicht, also muss das Leck im Inneren des Motors sein. Die Indizien (Wasser entweicht über das Druckventil des Überlaufbehälters) haben ja bereits darauf hingewiesen, nun ist es amtlich. Am Freitag, 11.11. hat die Werkstatt dann den Zylinderkopf abgenommen. Leider ist erst wieder am Montag Zeit, den Kopf auf Beschädigungen zu prüfen. Das schleppende Vorgehen der Werkstatt macht mich sehr nervös. So wird gerade über ebay ein gebrauchter Zylinderkopf für unser Auto angeboten, was durchaus ein Sonderfall ist, da der Motor seit 1983 nicht mehr gebaut wird. Ich will die knapp 400 Euro aber nicht aus Verdacht ausgeben, wenn sich am Montag herausstellt, dass der alte Kopf in Ordnung ist. AHHHHHHHHH! Es ist zum Schreien. Zudem hat die VW-Werkstatt, die an jeder Ecke mit ihren Zertifizierungen prahlt, es nicht auf die Reihe bekommen, selbständig eine neue Zylinderkopfdichtung zu bestellen, da VW sie nicht mehr herstellt. Jetzt habe ich über das Internet bei einem der ungefähr 100 deutschen Anbieter dieses Ersatzteils die Dichtung bestellt und lasse sie in die Werkstatt schicken. Das wird jedoch bis mindestens Ende nächster Woche dauern. Ist der Kopf auch defekt, kann ich den gebrauchten Ersatzkopf erst am Montag – sofern er noch verfügbar ist – bestellen. Die ganze Geschichte kann sich also noch bis Mitte übernächster Woche hinziehen. Dann haben wir schon fast Dezember.

Dass unser Bus jetzt mit geöffnetem Motor bei VW steht, macht unsere Situation auch nicht gerade besser. Wir sind nun richtig wohnungslos. Derzeit haben wir für 50 Euro die Nacht im Zentrum von Ljubljana ein möbliertes 26-qm-Apartment angemietet. Draußen ist es arschkalt. Der Wetterbericht sagt Tiefsttemperaturen von -4 Grad für die nächste Woche voraus. Das Verhalten der Einheimischen deutet darauf hin, dass es hier noch viel, viel kälter werden kann. Es ist in Ljubljana Sitte tagsüber sowie nachts auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt draußen im Biergarten vor der Kneipe zu sitzen.

Da es an der Mittelmehrküste, die von Ljubljana 100 km über die Autobahn entfernt ist, ca. 5 bis 8 Grad wärmer ist und es Höchsttemperaturen von 14 Grad hat, planen wir die nächste Woche dort zu verbringen. Wir sind heilfroh, dass wir noch das Motorrad mit Packtaschen und Gepäcksack zur Verfügung haben, sonst wären wir in unseren Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Die Entscheidung darüber fällt aber erst am Montag, wenn wir wissen, was mit dem Zylinderkopf los ist.

Wir versuchen unsere Situation als Geduldsprüfung hinzunehmen. Sylvia arbeitet angestrengt an der Fertigstellung ihres Berichts für das Nationalparkforstamt und ich schreibe seitenlange Blogeinträge. Immerhin haben wir in dem Apartment permanent Internet und die nächste Studentenbar ist direkt um die Ecke. Und wir versuchen die positiven Aspekte dieses frühen Rückschlages zu betrachten: Ich wusste ja, dass der Motor die Grätsche machen würde. Dass es in Slowenien in relativer Nähe zu Deutschland und zu den Ersatzteilen sowie bei niedrigen Arbeitslöhnen passiert, hat den Vorteil, dass wir es dann auch hoffentlich hinter uns haben. Ich lasse nämlich in einem Zug auch die Ventilschaftdichtungen im Zylinderkopf von der Werkstatt auswechseln, was wahrscheinlich den hohen Ölverbrauch reduzieren wird.

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