Mount Sylvia, 3511 m

Heute Morgen haben wir die Ranger überlistet, sind schon um 5.00 Uhr aufgestanden und waren um 6.30 Uhr mit dem Motorrad an der Schranke, an der wir bei unserer letzten Fahrt in die Berge zu Fuß weiter mussten. Wie erwartet war die Schranke offen und kein Ranger weit und breit. An einem Militärlager hinter der Sternwarte war dann jedoch wieder Schluss. Eine Schranke mit Stoppschild und Schloss versperrte den Weg. Wir ließen das Motorrad stehen und gingen zu Fuß weiter. Immerhin waren wir schon auf 2.700 Höhenmetern.

 

Die Soldaten waren um 7.00 Uhr morgens noch beim Essenfassen und Antreten, sonst hätten wir an der Schranke noch mit einem Wachsoldaten diskutieren müssen, ob wir überhaupt zu Fuß weiterdürfen. Auf dem Rückweg konnten wir sehen, wie eben solch ein Wachsoldat zwei Mountainbiker nur nach Diskussionen durchgelassen hat. Auf dem Rückweg wurden wir übrigens auch von einer Militärstreife kontrolliert. Gut, dass wir immer brav die Pässe dabei haben und uns bei der Immigrationsbehörde haben registrieren lassen.

Schnell hatten wir die 3.000er Grenze genommen, was uns zu spontanen Gesichtsmuskelübungen animierte.

 

Wir folgten der Straße, bis zu ihrem Ende auf 3.300 Metern an einem sowjetischen Pionierdorf mit dem Namen Kosmostrajava oder so ähnlich. Tatsächlich lebten hier noch Menschen, auch wenn der Großteil eher verlassen aussah.

     

Der Ski hatte übrigens einmal eine echte Funktion. Er war in den Boden gerammt und mit einem Kabel mit einem Stecker am Ende umwickelt, das zu der Station im Hintergrund führte. Wahrscheinlich war hier ein Wettermessgerät angeschlossen, das mit einem der fachmännisch entsorgten Computer verbunden war. (Ich sollte mal aufhören, mich ständig über den Müll in Kasachstan aufzuregen und einfach mitmachen. Bei der Entsorgung unserer Exkremente habe ich mich schon ganz gut angepasst. Was ich in Griechenland noch mühsam verbuddelt habe, kippe ich in Kasachstan – natürlich ohne Chemie – hinter den nächsten Busch. Fällt hier überhaupt nicht auf und wird auch schnell abgebaut. Nach ein, zwei Regenfällen sieht man bereits kaum noch etwas.)

Auf dem Gipfel von Mount Sylvia, der eigentlich nur eine kleine Erhebung im Kontrast zu den umgebenden 4.000ern ist und daher bis heute namenlos war, konnten wir ein perfektes Alpenpanorama bestaunen und in der Ferne Almaty unter einer braunen Dunstglocke erspähen. Dort trafen wir auch die drei Amerikaner Sam, Matt und Canyon, die minutenlang darüber diskutierten, wo die Sommerolympiade 1976 stattfand. Sie einigten sich auf Montreal.

     

Gut, dass niemand sah, wie Sylvia sich die Nase putzte. Das wird in Kasachstan als äußerst unfein angesehen. Will man sich gesellschaftlich korrekt verhalten, zieht man den Schnodder durch die Nase hoch. Daran könnte ich mich sehr gut gewöhnen. Soll eh gesünder sein. Beim Abstieg noch schnell ein paar Blumen fotografiert und die Spuren der ehemaligen Viehwirtschaft dokumentiert, die jetzt im Nationalpark nicht mehr erlaubt ist.

     

Den zugehörigen GPS-Track werden wir demnächst auf egotrek veröffentlichen, dem Sponsor unsers Navigationsgerätes, das ich auf dieser Reise besonders im Zusammenhang mit Open Street Maps zu schätzen gelernt habe.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kasachstan, Wandern, Klettern, Bergsteigen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.