Gesellschaft zur Verfolgung sinnfreier und paradoxer Ziele

Eine nette Rückmeldung zu meinem Rumänienartikel, ob der auf dem Foto dargestellte Boba Fett wirklich der selbige oder nur sein kleiner Bruder ist, hat mich noch einmal über meinen inneren Kompass und meine Sinnsuche im Leben nachdenken lassen. Die Nachkriegsgeneration hat noch sehr viel Sinnerfüllung in der Anhäufung von materiellen Gütern und Eigentum, in der Gründung einer Familie sowie in der Erreichung des Rentenalters gesehen. Mit diesen Zielen kann ich mich nur bedingt identifizieren. Tatsächlich ist es so, dass ich mich keiner der allgemein formulierten sinnerzeugenden Vorgaben unserer Gesellschaft bewusst anschließen kann oder will. Mit Religion kann ich zum Beispiel überhaupt nichts anfangen. An etwas zu glauben, was ich sowieso nicht verstehen kann, erscheint mir vollkommen sinnlos. Es reduziert nur meine Freiheiten, mir selber einen Sinn zu erschließen. Nur wie kann ich gezielt nach einem Sinn in meiner kleinen egozentrische Weltsicht suchen? Das ist ja schließlich die interessante Frage. Die Antwort ist erstaunlich: Das Ziel ist egal, solange es mit grundsätzlichen ethischen Vorstellungen, denen ich mich verpflichtet fühle, in Übereinkunft zu bringen ist. Das Ziel ist auch nicht der Sinn. Im Gegenteil, solange ich beim Verfolgen des Zieles so sehr abgelenkt bin, dass ich nicht mehr über einen Sinn im Leben nachdenke, dann habe ich den Eindruck, ein erfülltes Leben zu führen.

Das klingt paradox, doch so ist es wohl mit allen Begriffen, die nicht die Welt außerhalb, sondern innerhalb von uns beschreiben. Gott, Freiheit, Sinn: das alles ist in der Welt um uns herum nicht vorhanden. Wir dichten es hinein. Wir beschreiben damit unsere eigenen Eigenschaften. Und wenn die Suche nach einem Sinn paradox ist, dann nehme ich mir eben die Freiheit, mir direkt paradoxe und sinnfreie Ziele zu setzen. Das macht das Leben und mich als Menschen selbst interessanter. Es gibt mir das Gefühl, der Widersprüchlichkeit menschlichen Daseins ein Schnippchen zu schlagen. Verarscht, Leben. Statt ständig von dir mit Paradoxien und Unstimmigkeiten konfrontiert zu werden, versuche doch mal eine stimmige Begründung zu finden, warum ich noch einmal den Aralsee sehen will, bevor er ganz ausgetrocknet ist! Viel Spaß beim Spekulieren. Da kannst du lange dran knacken.

Und weil ich sicher bin, dass da draußen noch mehr Bekloppte herumlaufen, die sich nicht mit vorgekauten und trivialen Erklärungsversuchen menschlichen Daseins zufrieden geben oder einfach nur gelangweilt sind, gründe ich hiermit hochoffiziell die Gesellschaft zur Verfolgung paradoxer und sinnfreier Ziele. Einmal selber mit Pfeil und Bogen einen Hasen erledigen: großartig! Alle Hauptstädte der Welt inklusive der Einwohnerzahlen auswendig lernen: Spitzenidee! Solange in einem schwarzen T-Shirt schwitzen, bis es weiß ist: phänomenal! Lasst uns gemeinsam der Welt zeigen, wie sinnfrei und paradox sie trotz ihrer mannigfaltigen Erklärungsversuche in Wirklichkeit ist.

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