Erste Kontakte

Seit dem 21. März sind wir nun in der Türkei. Und wir reisen. Welch Wohltat nach dem wochenlangen Hickhack um die Reisepässe und dem gefühlt ewigen Stillstand!

Die erste Nacht verbrachten wir an den Dardanellen am südlichen Marmaris-Meer. Am darauffolgenden Tag überquerten wir die Meerenge mit der Fähre und den dazugehörigen Highlights wie Delfine und Kriegsschiffe.

     

 

Unser erstes kulturelles Ziel war Assos, in der Antike eine bedeutende griechische Stadt, in der auch Aristoteles drei Jahre gelebt und eine Schule aufgebaut hat. Dort trafen wir in dem ganzen Souvenir- und Touristennepp zufällig auf einen Rentner, der Individualbesuchern wie uns kostenlose Führungen gibt. Er sprach Englisch und Deutsch und hatte 35 Jahre bei den Ausgrabungen mitgewirkt. Da wir die Ausgrabungsstätte bereits hinter uns hatten, zeigte er uns die lokale Moschee, zu der er den Schlüssel hatte.

Troja haben wir uns übrigens geschenkt, weil wir unserem Reiseführer aus dem Michael-Müller-Verlag vertrauten: „Troja ist die bekannteste türkische Ausgrabungsstätte. Doch auf 5000 Jahre Geschichte treffen hier jährlich tausende enttäuschte Besucher.“ Enttäuschte Besucher wollten wir nun wirklich nicht besichtigen.

     

     

Nach einer Übernachtung an einem Strand, an dem wir von der Gendarmerie nachts freundlich aber bestimmt kontrolliert wurden, fuhren wir weiter nach Bergama, dem antiken Pergamon. Wir schenkten uns die Ausgrabungsstätte, weil wir an einer Überdosis an Besichtigungen antiker Ruinen litten. Dies hinderte uns jedoch nicht daran, ein unschuldig am Straßenrand stehendes Bauwerk (Rote Halle, erbaut vom römischen Kaiser Hadrian) zu fotografieren. Als Alternativprogramm organisierten wir uns eine türkische Prepaid-SIM-Karte für das Internet über Mobilfunk mit 4 GB Transfervolumen (39 türkische Lira + einmalig 26 TL für die Karte). Ich musste den Verkäufern zeigen, wie man die SIM-Karte mit unserem nicht gelockten USB-Modem zum Laufen bekommt. Falls das mal jemand nachmachen möchte: Der APN (Access Point Name) für Turkcell lautet „internet“.

     

Durch Izmir sind wir glatt über die Autobahn durchgefahren. Den Berufsverkehr in einem 4-Millionen-Molloch wollten wir uns und unserem Hund nicht antun. Hinter Izmir standen wir plötzlich auf der Autobahn vor einer automatischen Mautstation. Für das türkische Mautsystem benötigt man Prepaid-Karten, die wir aber leider nicht hatten, da wir nicht davon wussten. Da wir nicht wenden konnten und sich hinter uns eine Schlange bildete, fuhren wir einfach durch, was einen kleinen akustischen Alarm auslöste. Wir hofften, beim Abfahren von der Autobahn auf eine Mautstation mit Personal zu treffen. Doch auch dort waren nur Automaten. Mal sehen, ob das an der Grenze bei der Ausreise Probleme gibt. Nach unserer Recherche handelte es sich bei der von uns geprellten Mautgebühr um ca. 2 Euro…

Wir landeten schließlich an einem Strand bei Selcuk, einem der wenigen Orte, die an der türkischen Küste nicht mit Hotelburgen und Ferienhaussiedlungen zugekleistert sind. Dort trafen wir auf zwei LKW-Fahrer, die nur Türkisch sprachen. Mithilfe von Wörterbüchern, Telefonaten mit dem Vater des jüngeren Fahrers, der Englisch sprach, und Google Translate war jedoch so etwas wie eine Verständigung möglich. Es stellte sich heraus, dass es sich um Onkel und Neffe handelte, die mit ihrem kleinen Truck verschiedene Transporttätigkeiten durchführen. Der Neffe verdient dabei je nach Auftragslage durchschnittlich 1200 TL pro Monat (entspricht ca. 480 Euro). Die Türkei ist eben nicht Griechenland. Dort verdienen pakistanische Tankstellenwärter noch 600 Euro, zahlen jedoch auch deutlich höhere Mieten und Lebenshaltungskosten.

     

Nachdem dann in der Nacht erneut die Gendarmerie aufkreuzte und uns diesmal im Beisein der Fernfahrer mitteilte, dass wir an dem Strand nicht übernachten könnten, weil es zu gefährlich sei, hatte ich noch ein lustiges Telefonat mit dem Vater des jungen LKW-Fahrers. Der sagte mir, nachdem er kurz laut gelacht hatte: „Welcome to Turkey!“ Wir sollten die Polizei nicht so ernst nehmen. Sein Bruder und sein Sohn würden schon auf uns aufpassen. Und nach Ankara hat er uns eingeladen. Das werden wir wohl auf der Rückfahrt gerne annehmen.

Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Türkei verglichen mit EU-Ländern ein Polizeistaat ist. Auf den Transitstrecken sieht man alle 100 bis 200 Kilometer eine Polizeikontrolle, die willkürlich Fahrzeuge anhält. Und in vier Nächten sind wir bereits zweimal kontrolliert worden.

Meanwhile sage ich da nur: Keep on rockin‘ in the free world, oder so…

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