Heimweh

Jetzt ist es soweit: Nach sieben Wochen habe ich zum ersten Mal Heimweh. Mir fehlen meine Freunde, Ausgehen im Dumont oder Domkeller, Unterhaltungen mit anderen Gleichgesinnten außer Sylvia, der Schwimmverein, Badminton, die Couch in unserem Wohnzimmer, überhaupt ein Wohnzimmer, ein richtiges Badezimmer – ja, sogar hin und wieder ein strukturierter Tagesablauf, und dazu gehört dann auch die Arbeit.

Was mir erstaunlicherweise nicht fehlt, sind Fernsehen, permanentes Internet und Videospiele. Ich hätte niemals gedacht, dass ein Ensemble aus Meerblick, Lagerfeuer und Büchern für einen mehr als ausreichenden Ersatz sorgen kann. Als Nebeneffekt bekommt man dann auch noch die Entspannung mitgeliefert.

Ich denke, gegen den Blues hilft nur Reisen. Nach fast zwei Wochen am selben Ort wird es auch wieder Zeit. Mittlerweile kennen wir gefühlt das halbe Dorf. Zumindest kennt das halbe Dorf uns: die beiden bekloppten deutschen Touristen, die im Winter bei 15 Grad und Regen in Griechenland Urlaub machen. Täglich schauen drei bis vier Leute bei uns vorbei und schenken oder verkaufen uns Schnaps, Olivenöl, Brot, Apfelsinen, Zitronen, Äpfel, Salat, Tomaten, Käse, Kräuter und frisch gefangene Fische. Wir wissen gar nicht, wohin mit dem ganzen Essen, das übrigens ausgezeichnet ist. Ich mache seit fünf Wochen Diät, um wieder ein anständiges Klettergewicht zu bekommen. Unsere Pflegekatze hat hingegen mittlerweile, optisch betrachtet, ihr Gewicht verdoppelt. Jetzt sollte sie halbwegs die Zeit bis zur Ankunft der regulären Touristen im Frühjahr überstehen. Ich habe mich so sehr an dieses dankbare kleine Wesen gewöhnt, dass ich jetzt schon merke, wie ich es vermissen werde.

Nun denn, es ist schade um den Ort, der bisher der schönste, friedlichste und freundlichste Standplatz von allen bisherigen war. Zudem hatten wir hier eine komplette Infrastruktur inklusive Waschmaschine auf einem geöffneten Campingplatz in 15 km und einer LPG-Tankstelle, bei der wir unsere Kochgasflaschen auffüllen konnten, in 25 km Entfernung.

Auf Wiedersehen, Loukas, Kirke, Anastasious, Theo und all die anderen, deren Namen ich nicht kenne oder nicht behalten konnte.

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