Montags hat Lenin Ruhetag

Moskau bietet die hervorragende Möglichkeit, Touristenströme aus aller Welt zu bewundern. Busladungen von japanischen und europäischen Pauschalreisenden vornehmlich im Rentenalter drängen sich durch den Kreml und über den Roten Platz.

Japanische Touristen vor der Donnerflinte des Zaren (aus der nie geschossen wurde) und ein einsamer Tourist vor der Hells Bell, der größten Glocke der Welt (die nie geläutet hat):

 

Deutsche Reisegruppe beim Sammeln am roten Regenschirm, verirrter Ungläubiger in einer orthodoxen Kirche, touristisches Stillleben am Roten Platz und eine unbekannte Touristin (die nicht erkannt werden will) vor dem Lenin-Mausoleum (das montags geschlossen ist):

     

Während dem gemeinen Wahlvolk die Räumlichkeiten der vergangenen Herrscher vorgeführt und der Besucherstrom von der Polizei über genau markierte Wege durch den Kreml geleitet wird, hüllt sich die wahre Macht hinter Stofffassaden und Eisentoren.

 

Doch auch an Kuriositäten ist Moskau nicht arm. Allein der Gorki Park kann mit einigen interessanten Details aufwarten, an denen zu erkennen ist, dass der ehemalige Antagonist Amerikas komplett den Wettbewerb aufgegeben hat. Coca Cola-Werbung im Vintage-Stil, zweisprachige Beschilderung, das ehemalige russische Space Shuttle (das nie im Weltall war), unter dessen Flügeln jetzt ein Fahrradverleih residiert, und ein ehemaliger James Bond-Darsteller, der für englischen Tee Werbung macht.

     

Am Roten Platz treffen wir zufällig wieder auf Brenda aus der Schweiz, die wir bereits in Astana am Eingang der Immigrationsbehörde kennengelernt haben. Sie ist seit fünf Monaten mit ihrem Auto quer durch die Türkei, Georgien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Zentralasien und Russland unterwegs und hat mir eine Erfahrung in Kasachstan voraus, die ich gerne noch gemacht hätte: Sie war einen Tag im Knast. Der Grund: Wegen der Reparatur ihres Autos (Ölwanne aufgerissen) war sie zu spät in Astana, um ein Visum für Russland zu beantragen. Wegen der Überziehung ihres Kasachstanvisums musste sie vor Gericht und da sie keinen Beleg für die Reparatur hatte, stand sie vor der Wahl, 850 Dollar Strafe zu zahlen oder einen Tag ins Gefängnis zu gehen.

An unserem lauschigen Übernachtungsplätzchen in einer kleinen Seitenstraße in fußläufiger Nähe zum Kreml und zum Gorki Park können wir abends einem freien Konzert beiwohnen. Dann kommt ein bärtiger Franzose auf die Bühne, der augenscheinlich in Russland sehr bekannt ist – offenbar ein Schriftsteller oder Regisseur. Wer kennt diesen Mann, der lautstark die Freiheit der Pussy Riots (Jubel) und von Michail Chodorchowski (hier wird es betreten still im Publikum) fordert?

     

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Russland veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Kommentare zu Montags hat Lenin Ruhetag

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.