Zehn Tage sind keine zehn Monate!

Ein Gastbeitrag von Peter Mogga…

Jaaa, wir durften Ende August  eine kurzweilige, mit täglichen Abenteuern versehene, gleichzeitig aber auch anregende bis umwerfende Zeit in vielleicht den schönsten Landstrichen Kirgistans verbringen. Uuund, was sehr erleichternd und ein hohes Maß an Sicherheitsgefühl ergab, war, wir wurden rund um die Uhr an die Hand genommen, von Sylvia und Karsten.

Toll, wie die Beiden das organisiert haben. Es war klar, da ja erkundet und vorbereitet,  wo die schönsten Ecken und Plätze in diesen eher süd- östlichen Landstrichen ( von Bishkek aus gesehen) ihrer Meinung  nach sind. Es war klar nach welchen einheimischen Rezepten eingekauft und gekocht wurde, und es war klar, was das Auto schaffen, besser (sehr) wahrscheinlich schaffen,  kann. Es schaffte mit zusätzlich Gewicht in Form unserer zusätzlich ca. 150 kg Lebendgewicht und dem Gewicht unseres Gepäckes die steilen Pässe auf Schotter- und / oder Sandwegen hoch und hinab. Nur am Rande sei erwähnt, dass Karsten tägliche Nervenreizungen wegen des Autos ertragen musste. Ist ja dem regelmäßigen Leser dieses Blogs sicher keine neue Erkenntnis! Was immer stimmt, sind seine Diagnosen der Macken dieses Wahnsinnsautos.  Schade, dass wir ihn zwischendurch einige Stunden schrauben oder Inspektionen machen lassen mussten, während wir mal wieder interessante, neue Dinge erleben durften. Aber was hätten wir ohne sein handwerkliches Können gemacht?

        

Und dann: Es wurde endlich das große, bisher unangetastete, Zelt jeden Tag auf- und abgebaut, quasi als Luxussuite für uns. Zu viert im Wohnmobil haben wir nicht ausprobiert, obwohl wir auch das gemeistert hätten. Aber was war das doch nach so vielen Jahren Campingabstinenz, plus eine Nacht in der Jurte, ein quasi „Jungseinrückholgefühl“. Da wir überwiegend in der Nähe von Wasser genächtigt haben, waren auch ein Kaltwasserwasch und ein Abhärtungsprogramm inklusive. Und der zarte Salzwasserschmelzgeschmack der „Kulen“, wie könnte der jemals vergessen werden oder verloren gehen? Ich schmecke  es ganz deutlich jetzt gerade.

  

Welche Bilder dieser kurzen, strapaziösen aber sehr intensiven Reise fallen jetzt von zu Hause aus (es regnet seit Stunden und ist fies kalt) spontan und vordergründig ein?  Berge, Täler, Schluchten, Flüsse, Seen, Steppenhochland mit  Rinder-, Schaf-, Ziegen- und Pferdeherden. Alle Tiere vereinzelt (auch Esel) oder in Herden nicht nur in der Steppe, sondern auch in Städten auf Straßen und Plätzen anzutreffen. Halbnomaden! in Jurten, stolze Reiter, Menschliches in allen Facetten. Die junge Generation schmeißt sich,  wenn’s ab in die Stadt geht,  in Schale. Handy trägt man betont westlich offen. Verdammt nett die Kirgisen!

       

Da ist noch das nicht so nette Thema Müll, was mir so oft durch den Kopf ging. Je schöner die Natur (die Plätze), desto schlimmer. Die leeren Flaschen des exzellent schmeckenden kirgisischen Wodkas gehören nicht in die Steppe, schon gar nicht in Form von Scherben! Auch Plastikflaschen sind recycelbar und lassen sich zu Geld machen, wenn es schon kapitalistisch sein muss.

„Umwelterziehung“ ist sicherlich eher kein Schulfach. Leider unterscheidet sich der „zivilisierte Westen“ in weiten Teilen ja auch nicht mehr großartig von diesem Verhalten. Trotzdem glaube ich, dass die erhofften Touris nicht kommen werden, wenn sich immer mehr Menschen daran stören und es weiter erzählen. Da ist ein großes Programm gefragt und große wegweisende politische Entscheidungen. Hat die junge Demokratie schon so eine Kraft? Wir alle, die Einzeltouris, Kleingruppen etc., sollten den  Verantwortlichen  Briefe schreiben, wohlwollende Briefe.

Thema Überschrift: Nach allem, lieber Karsten, was ich aus den letzten Wochen (seit „Warum ich gerade so mies drauf bin?“) deinen Texten entnehmen konnte, glaube ich in der Tat, dass das Kernproblem der zu lange Zeitraum ist. Ich erinnere mich an das Gespräch mit dem Rad fahrenden Schweizer Pärchen vom Song Kul, die dies auch deutlich gesagt haben.

Das „Phänomen Heimweh“ darf nicht unterschätzt werden. Man kann sich noch so gut auf alles vorbereiten und auch viele Pläne schmieden und sich Aufgaben stellen. Wenn dann auch noch länger anhaltender Stress wie mit dem Auto dazu kommt, kocht‘ s über. Man sehnt sich nach dem, was man kennt, dass einem vertraut ist, wo man sich wohl gefühlt hat. Ich wünsche euch Beiden viele entspannte Momente, viel Spaß, das Treffen vieler netter Menschen und Glück mit dem Auto.

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