Prževalskijs letzte Ruhestatt und mein fernster Osten: Karakol

So weit östlich war ich nie. Und weiter östlich werde ich erst einmal auch nicht kommen. Zumindest nicht auf dieser Reise. Karakol (zu Deutsch: schwarze Hand) ist das Verwaltungszentrum des Issyk-Kul-Gebietes und liegt am östlichen Zipfel des Sees. Die Kosaken benannten die Stadt 1864 so wegen des fruchtbaren Ackerbodens. Falls jemand diesen Zusammenhang versteht, bitte kommentieren. Mein Reiseführer schweigt sich dazu aus.

Der Forschungsreisende Nicolaj M. Prževalskij starb 1888 in Karakol an Typhus, nachdem er bei einer Tigerjagd aus dem Fluss Čuj trank. Seinen Namen kennt man heute durch die nach ihm benannten Przevalskipferde. Er hat sie entdeckt, die kleinen Steppenpferde. In freier Wildbahn sind sie heute wahrscheinlich ausgestorben.

Bevor wir die Stadt erreichen, machen wir einen Abstecher zu den Džeti-Oguz-Felsen, die mein Reiseführer als eine der Hauptsehenswürdigkeiten Kirgistans anpreist. Der Legende nach waren die roten Felsen vor langer Zeit einmal sieben (kirgisisch: džeti) wilde Ochsen, die das Land verwüsteten und zur Strafe in Stein verwandelt wurden. Wer die armen Viecher verwandelt haben soll, verrät das Buch ebenfalls nicht. Vor den Felsen ist eine ganze Menge los. Ein Berkutči – diese Männer richten Adler für die Jagd auf Pelztiere ab – will, dass ich gegen ein bisschen Geld seinen Adler mal auf den Arm nehme. Das würd ich nicht einmal tun, wenn er mir Geld dafür geben würde. Stattdessen erwerben wir eine 0,33l PET-Flasche mit feinstem Bienenhonig von einem hiesigen Imker und entdecken Einheimische beim Touristenkucken.

       

In Karakol selbst essen wir im „Fakir“ zu Mittag (Ecke Gorkij/Kustobaev, gegenüber Kaufhaus). Ich bin begeistert von der kitschigen Deko, den fröhlichen Köchinnen und dem fantastischen Essen.

       

Anschließend schlendern wir durch die Stadt. Wir queren einen kleinen Basar (in dem Kinderwagen wird kein Baby sondern Brot verkauft) und eine Pastikblumen-Shopping-Meile. Eine Familie bewundert ihre offensichtlich gerade erworbene Sat-Schüssel. Die hölzerne russisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskirche von 1896 ist leider geschlossen.

       

Geöffnet ist dagegen die Moschee, die 1910 von hiesigen Dunganen (chinesische Moslems) gebaut wurde. Sie ist ebenfalls ganz aus Holz gebaut und liebevoll bemalt und erhalten. Wir kommen ins Gespräch mit einem moslemischen Uhighuren, der ein bisschen Deutsch spricht. Er erklärt, dass die Moschee ohne einen einzigen Nagel errichtet wurde.

       

Und zum Schluss noch ein bemerkenswertes Beispiel zum Thema Arbeitssicherheit in Kirgistan, auch aus Karakol.

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