Raketenbasis Songkulur

Ein besonderes Highlight der Reise war der Besuch der Raketenbasis Songkulur in Zentralkirgisien. Sie liegt direkt neben einem Hochgebirgssee, der zufällig ähnlich benannt ist.

Auf dem Weg dorthin mussten wir diverse formale Hürden nehmen. Hier ein Verkehrspolizist, der uns 40 km/h für 83 verkaufen wollte. Jedenfalls zeigte dies sein Radargerät an, das er nach der vorhergehenden Geschwindigkeitsprüfung nicht zurückgestellt hatte. Wir einigten uns dann auf geschätzte 58 km/h. Ein unfairer Handel, der uns jedoch für 5 Euro ein schnelleres Weiterkommen einbrachte. Das Bild wurde mit einer speziellen Spionagetechnik aufgenommen und hat daher eine verminderte Qualität.

Im weiteren Verlauf entdeckten wir auf einer Anhöhe die ersten Anzeichen kosmonautischer Aktivitäten. Neben unserem abhebebereiten LT sieht man die Halle eines frühen Spaceshuttles und im zweiten Bild einen Kosmonauten, der gerade von einer Mission zurückkehrt.

 

Zwei Tage und zwei Nächte dauerte die Reise zu der Basis. Wir schliefen an Gebirgsbächen und auf offenen Wiesen, wärmten uns am Lagerfeuer, passierten lange Passstraßen und mussten wegen des suboptimalen Fahrbahnbelags Reparaturen an unserem geländeerprobten Gefährt vornehmen lassen.

     

Unterwegs trafen wir den ehemaligen Kosmonauten Uri Gagari, der uns den Weg erklärte und mich mit einem „Heil Hitler, heil Karsten!“ verabschiedete. Zudem verglich er mich mit dem frühen Tarzanschauspieler Johnny Weissmüller. Für letzteres fühlte ich mich ein wenig geschmeichelt, da er bekannterweise seinen Körper auch durch Schwimmen stählte.

Land und Leute zeigten sich auf der Fahrt zum Trost für die Strapazen der Reise von ihrer besten Seite.

     

Dann endlich, nach einer grenzwertigen Steigung auf astronomische Höhen, erreichten wir die Weltraumstation und sahen die ersten Raketen: Stahlkonstruktionen, die jeder kosmischer Strahlung standhalten konnten, sowie frühe, familientaugliche Anfertigungen aus etwas minderwertigerem Material.

     

Hier sieht man eine einsitzige sowie eine mehrsitzige Raumkapsel von innen:

 

Die Raketenbasis in der Totale, Weltraumschrott, Testraketen und die Raketenkuh Leika, die unseren Hund auf die Plätze verweist:

     

Die allgemeine Pionierstimmung ließ auch uns vom Griff nach den Sternen träumen. Wir überlegten uns Konzepte, wie wir unserer Bewerbung als Kosmonauten eine originelle Note verleihen konnten. Zum Beispiel „Steinzeitmensch und Großwildjäger im Weltraum“…

… oder „Eine schrecklich nette Weltraumfamilie“.

Doch unsere Bewerbung wurde abgelehnt. Einzig den Hund hätten sie genommen, der sich unverhohlen auf jedes Bewerbungsfoto geschlichen hatte.

Wir begnügten uns mit dem Touristenprogramm, aßen typische Kosmonautenmahlzeiten und sahen der Vorbereitung eines Testtieres für einen Flug zu.

     

Hier übrigens zwei Bewerber, die es in die erste Runde des Aufnahmeprogrammes geschafft hatten. Fabienne und Rudi aus der Schweiz hatten sich allein dadurch qualifiziert, dass sie mit dem Fahrrad angereist waren. Hut ab! Da konnten wir nicht mitstinken. Ihr Programm begann mit einer Testfahrt auf den neuen Marsrovern.

Wir strichen die Segel und begaben uns auf den langen Weg vom Weltraumbahnhof hinab ins schnöde Tal. In einer nahegelegen Apotheke deckten wir uns mit tröstenden Psychopharmaka ein und kauften im Antidepressivarausch einen vermeintlich fliegenden Teppich, dessen Bedienungsanleitung wir allerdings nicht lesen können. Jetzt liegt er einfach nur rum, der öde Teppich.

 

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