1.000 km im 2. Gang

Die M32 von Aktöbe nach Schymkent ist die zweite Nord-Süd-Achse Kasachstans neben der Strecke von der neuen Hauptstadt Astana zur alten Almaty. Der Buchstabe „M“ vor der Nummer bedeutet, dass es sich um eine Republikstraße handelt, also so etwas wie eine Bundesstraße bei uns. Die zweispurige Fahrbahn wird derzeit auf einer Distanz von 1.500 Kilometern mit immensem Aufwand komplett erneuert. Das 400 Kilometer lange Teilstück von Karabutak bis Aralsk, auf dem weder Ortschaften noch Tankstellen zu sehen sind, ist bereits zu 75 % fertiggestellt. Eine derartige Distanz auf topfebenen Oberflächen fahren wir locker an einem halben Tag.

Auf dieser Strecke werden wir unfreiwillige Heuschreckenmassenmörder.

Das Ergebnis ist ein beachtlicher Heuschreckenfriedhof. Doch auch andere Tiere haben hier nicht viel zu lachen.

     

100 Kilometer vor Aralsk hört der Spaß dann auf. Teilstücke von 10 bis 30 Kilometern befinden sich derzeit jeweils in der Fertigstellung. Der Verkehr wird an diesen Stellen auf Behelfsstraßen neben den Bauarbeiten umgeleitet. Deren raue Kiesoberfläche ermöglicht ein Vorankommen nur im zweiten Gang mit 20 bis 30 km/h. Dann kommen immer wieder freigegebene fertiggestellte Abschnitte, auf denen man normal fahren kann. On-Off, On-Off… Ganz besonders tückisch sind jedoch kurze Teilstücke der alten Fahrbahn in der Nähe von Ortschaften. Hier gibt es nur schwer sichtbare Bodenwellen, die unser Gespann wie einen wilden Bock aufschaukeln lassen. Glaubt man der Beschilderung, sollen die Arbeiten an der M32 bis März 2013 abgeschlossen sein.

Wegen der schlechten Behelfsstraßen und der ständigen Reparaturen (Reifenschaden, Fahrwerksschaden) kommen wir sehr schleppend voran, manchmal nur 150 Kilometer pro Tag. Das Gerüttel auf den Kiesstrecken ist zermürbend und zerstört langsam aber sicher unser Auto – egal wie vorsichtig wir fahren. Doch nicht nur wir haben Probleme. Ständig sieht man vornehmlich LKWs mit Reifen- und Fahrwerksschäden am Straßenrand stehen. Die Behelfsstraßen werden kaum gewartet, und Gefahrenstellen sind nur äußerst selten mit Schildern abgesichert. In den vielen kleinen Werkstätten in den Ortschaften entlang der Strecke werden im Akkord Reifen geflickt und Stoßdämpfer ausgetauscht.

Zwischen Qysylorda und Turkestan wird die Straße dann wieder besser. Ab hier wird eine vierspurige Autobahn gebaut, von der auf weiten Strecken eine Hälfte bereits fertiggestellt ist. Zwischen Turkestan und Schymkent ist dann wieder viel Gegurke über die alte Landstraße und Schotterpisten angesagt, weil der Ausbau der Autobahn hier noch nicht weit vorangeschritten ist. An eine Fertigstellung bis März 2013 ist hier nicht zu denken.

Am Ende werden es wahrscheinlich nur gefühlte 1.000 Kilometer im zweiten Gang und echte 400 auf der Strecke von Aktöbe nach Schymkent werden. Doch auch das ist eine Quälerei.

Ich hoffe inständig, dass wir heil in Almaty ankommen. Unser geplanter Rückweg über Astana soll deutlich besser ausgebaut sein, ansonsten würden wir es nicht wagen weiterzufahren.

Noch etwas: Bei unserer Vorbereitung auf die Reise haben wir zwar gelesen, dass es in Kasachstan keine Haftpflichtversicherung gibt. Doch in den letzten der bisher ca. 25 Polizeikontrollen wurden wir zweimal auf unsere Autoversicherung angesprochen und einmal nur widerwillig durchgelassen. Um Ärger zu vermeiden, haben wir jetzt eine Versicherung in einer der vielen kleinen Versicherungsagenturen in den Ortschaften abgeschlossen. Kosten: ca. 30 Euro für drei Monate.

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