Warten auf die Reisepässe

Seit nunmehr fünf Wochen bewegen wir uns in einem Radius von rund 60 Kilometern, zwischen Korinth, Náfplion und der Halbinsel Methana. Dafür gibt es gleich der Gründe drei:
1. In dieser kältesten Jahreszeit ist genau in diesem Zipfel Griechenlands das Wetter am angenehmsten.
2. Wir genießen die vielen Bekanntschaften, die wir hier in der Region gemacht haben. Es macht Spaß, nach wenigen Tagen Menschen wieder zu treffen, die wir kennen.
3. Unsere Reisepässe sind seit Anfang Januar in Deutschland bei der kasachischen Botschaft. Auf Rat einer Freundin aus Weißrussland, hatten wir bereits im September vergangenen Jahres unsere Visa für Russland, Kasachstan und Kirgisien über ein russisches Reisebüro in Aachen (flug Reisebüro in der Kongresstraße) beantragt. Die Visa für Russland und Kirgisien konnten sofort ausgestellt werden. Für das kasachische Visum mussten wir die Pässe im Januar noch einmal einreichen. So warten wir jetzt auf ihre Rücksendung an die Adresse von Nikos und Efi nach Korinth, die sich jedoch aus merkwürdigen Gründen immer weiter verzögert. Wir nutzen die Zeit, um die Region zu erkunden.

Mit Efi, Nikos, ihrem Sohn Dimitri, Janis und seinem Sohn Tassos gab es einen Sonntagsausflug in die auf einem 200 Meter hohen Felsberg gelegene Befestigungsanlage Palamídi in Náfplion. Die Anlage wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von den Venezianern erbaut und diente auch erst als solche. Später dann, noch bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, diente sie als Staatsgefängnis. Nikos überraschte uns mit der Info, dass sein aus Mani stammender Urgroßvater hier einige Jahre eingesessen hat. Anschließend gingen wir noch in die Altstadt Náfplions, um Lukomades zu essen. Dieses Fettgebäck erinnert an deutsche Krapfen, nur kleiner. Serviert werden sie mit allem möglichen: Honig und Mandelstücke, weißer oder dunkler Schokoloade, Likör und vieles mehr. Man genießt sie warm, sie schmecken großartig. Die Kinder konnten es gar nicht erwarten und sahen gebannt zu, wie das Gebäck für uns vorbereitet wurde.

     

Einen Tag später fuhren Karsten und ich weiter Richtung Halbinsel Methana. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch die Berge, wo wir das wechselhafte Wetter voll abbekommen haben. Dort oben gab es Schneeregen. Klasse war der Blick runter auf das Meer, vor allem, wie sich die Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolken suchten. Wir übernachteten im kleinen Hafenort Ermioni. Dort haben wir Margarethe aus Linz kennengelernt. Sie ist pensioniert und seit rund sechs Wochen mit ihrer  Hündin Fallina im Wohnmobil unterwegs. Den Wagen hat sie sich erst kürzlich gekauft, um eine neue Art des Reisens auszuprobieren. Sie hatte eine ähnliche Route wie wir, durch Kroatien, Montenegro, Albanien. Sie wird auch noch Bulgarien und Rumänien besuchen, dann aber über den Kosovo zurück nach Österreich fahren.

   

Die Halbinsel Methana liegt rund 50 Kilometer südöstlich von Korinth. Über 30 Vulkane gibt es auf der Halbinsel. Der letzte brach im 17. Jahrhundert unterseeisch aus. Bekannt ist Methana aber wegen des Vulkans, der um 230 v. Chr. nahe dem Dorf Kameni Chora ausgebrochen ist. Und den haben wir erklommen. Es gibt einen Wanderweg dort hoch. Oben klettert man durch Felsbrocken in den Schlund des Kraters hinein. Das war mal spannend. Karsten ist vorgeklettert, berührte den Fels und meinte: Sylvia, der ist noch warm. Ob ich ihm geglaubt habe oder nicht, sag ich jetzt nicht.

     

Dann haben wir noch die höchste Erhebung der Halbinsel bestiegen (740 m). Dabei haben wir entdeckt, dass Loukas durchaus Bergsteigerqualitäten hat. Er ist flink über die Steine geklettert und hatte einen irrsinnigen Spaß dabei. Übernachtet haben wir in der Hochebene. Wenn du genau suchst, entdeckst du unseren Bus auf dem Foto unten. In der Nacht hat es dann auch mal richtig geschneit. Am nächsten Tag wollten wir eine der heißen Quellen auf der Insel aufsuchen. Voller Vorfreude sah ich mich schon nach drei Monaten mein erstes warmes Vollbad nehmen. Die einzige geöffnete Quelle hat uns dann aber doch etwas enttäuscht. Wir entschieden uns, mit dem Vollbad bis Thermopiles zu warten.

      

Methana ist übrigens ein wunderschönes Wanderziel. Es gibt ein markiertes Wegenetz, das vor einigen Jahren von dem Deutschen Tobias Schorr auf eigene Kosten eingerichtet worden sein soll. Er hat viele Jahre auf Methana gelebt und dort geologische Untersuchungen gemacht. Ein Schwede, den wir in Methana trafen, erzählte uns, dass Tobias Schorr sich schließlich mit der einheimischen Bevölkerung überworfen habe, weil diese seine Anstrengungen in der touristischen Entwicklung nicht würdigten. Die Bevölkerung wiederum wäre über ihn verärgert, weil er sich zu viel in lokale Angelegenheiten eingemischt habe. Mittlerweile lebt er wohl nicht mehr dort, betreibt aber eine sehr informative Internetseite über die Halbinsel: www.methana.com.

Für das darauf folgende Wochenende hatten wir uns mit Nikos in Paleia Epidauros am Strand verabredet. Auf dem Weg dorthin haben wir einen Abstecher nach Trizina gemacht und uns die Ausgrabungen eines antiken Tempels und Ruinen einer byzantinischen Kirche angeschaut. Wandern kann man dort auch – in der Teufelsschlucht. Weil das Wetter unbeständig war und wir außerdem mit Nikos verabredet waren, sind wir nur bis zum Wasserfall und eine vermutlich natürliche Brücke über die Schlucht gegangen, die so genannte Teufelsbrücke.

     

In Paleia Epidauros hatten wir einen traumhaften Standplatz direkt am Wasser, ostwärts gerichtet. Ich liebe es, wenn die Sonne über dem Meer aufgeht. Vielmehr noch als Sonnenuntergänge. Mit Nikos haben wir dann noch einen Spaziergang zum antiken Theater gemacht.

     

Die kommenden zwei Wochen werden wir Athen, Delphi und Thermopiles besuchen. So füllen wir die Zeit mit schönen Dingen, bis unsere Reisepässe endlich ankommen. Hoffentlich mit einem Visum für Kasachstan.

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