Stille Tage in Martinska

Habe ich eigentlich schon darüber berichtet, wie schön das hier ist? Tagsüber haben wir fast durchgehend blauen Himmel und ca. 18 Grad im Schatten. Bewegt man sich ein wenig in der Sonne, wird es so warm, dass es sogar oben ohne geht. Der einzige Wermutstropfen: Geht die Sonne unter – und das ist pünktlich um 16.30 Uhr –, dann wird es auch sofort kühl. Wohl dem, der genügend Feuerholz gesammelt hat.

Ansonsten ist die Auszeit für mich genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich stehe morgens auf und mache mir noch im Bett liegend Gedanken über die Welt. Dabei löse ich so gut wie alle Probleme der Menschheitsgeschichte. Leider vergesse ich die Lösungen sofort wieder, weil ich nichts zum Schreiben bei der Hand habe. Dann stehe ich auf und schaue erst einmal Sylvia dabei zu, wie sie ihren Bericht für das Forstamt schreibt. Wie ging diese Spüli-Werbung noch? Während die Leute in Villa Bajo noch spülen, können die Leute in Villa Riba schon wieder feiern… Oder so ähnlich. So fühle ich mich dann. Ich mache Urlaub, und direkt neben mir arbeitet Sylvia.

Damit ich mir im Verhältnis zu ihr nicht ganz so nutzlos vorkomme, nehme ich Optimierungen am Bus vor. So habe ich eine kleinere Starterbatterie besorgt und die ursprünglich dafür vorgesehene 90Ah-Batterie nach hinten zu der bereits vorhandenen 95Ah-Batterie gepackt. Jetzt haben wir im Stand doppelt so viel Strom wie vorher. Oder ich wechsele die Bremsen am Motorrad, was ich vor der Abreise nicht mehr geschafft habe. Dann gehe ich spazieren oder mache mit dem Motorrad Besorgungen in Sibenik. Bei letzterem genieße ich die von der Nacht teilweise noch leicht feuchten Schotterstraßen und übe mich in kleineren Drifts mit dem Hinterrad.

Ich bin teilweise so entspannt, dass ich Dinge, die ich besorgen wollte, einfach vergesse. Und das ist gar nicht schlimm. Dann fahre ich eben noch einmal los, oder ich verschiebe es auf den nachfolgenden Tag.

Sobald die Sonne untergegangen ist, fahren Sylvia und ich mit dem Motorrad nach Sibenik und suchen uns ein Internetcafé, oder wir fahren mit dem Bus hinunter an ein Dock gegenüber von der Stadt, wo man noch so gerade einen freien Wi-Fi-Spot empfangen kann, und surfen dort, schreiben E-Mails oder Blog-Beiträge.

Zurück an unserem Stellplatz zünden wir dann ein Feuer an und machen eine Flasche Wein auf.

 

Dann ist es auch schon 23.00 Uhr und ich frage mich, wo die ganze Zeit geblieben ist. Ich spüre so etwas wie Ausgeglichenheit in mir – ein Zustand, den ich Jahre nicht mehr so bewusst erlebt habe. Ich könnte locker noch Wochen hier verbringen, wenn das Wetter so bleibt wie jetzt. Doch Sylvia treibt es weiter. Sie will bis Mittwoch, 30.11. ihren Bericht fertiggestellt haben und dann weg von diesem Ort, den sie fast ausschließlich arbeitend wahrgenommen hat.

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